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Prägende Persönlichkeiten

Diese Persönlichkeiten haben NEUSTART geprägt:

Prof. Dr. Erwin Ringel (27.4.1921 – 28.7.1994)
Obmann des VBSA (früherer NEUSTART Name) von 1984 bis 1993.

Ehrenvorsitzender, Arzt, Psychiater, Psychotherapeut, Individualpsychologe, Wissenschafter, engagierter Katholik, Antifaschist und vieles mehr. Es ist schwer (wenn nicht unmöglich), die vielen Formen der Artikulation zu benennen, die Erwin Ringel gewählt hat, wenn es darum ging, denjenigen seine Stimme zu leihen, die sie ansonsten im öffentlichen Diskurs nicht gehabt hätten. Respekt und Toleranz für Andersdenkende zeigten sich darin, dass es ihm immer wichtig war, auch bei komplizierten und umstrittenen Themen verständlich zu bleiben. „Dort stehen, wo der Klient steht“ als Prinzip der Sozialen Arbeit, das lebte er uns vor, indem er auf die oft vorurteilsbehaftete Einstellung seiner Zuhörerinnen und Zuhörer einging und eine Sprache wählte, die manchem als simplifizierend erschien. Aber – und das ist unbestritten – nur so wurde er von vielen gehört und verstanden. Diesen Brückenschlag schaffte er auch, wenn es darum ging, dem Leitbild des VBSA gerecht zu werden: „..die Entfremdung zwischen Straftätern und Gesellschaft nicht zu vertiefen und Integrationschancen zu schaffen“ war ihm ein zentrales Anliegen. Politisches Lobbying für den VBSA ebenso wie die engagierte Intervention im Einzelfall verstand er dabei als seinen konkreten Beitrag. Erwin Ringel war in all seinen Initiativen ein unbeirrbarer Freund des VBSA. An seinem Nachlass werden wir – was die Anforderungen an uns selbst betrifft – in unserer Arbeit zu messen sein.

Dr. Christian Broda (12.3.1916-1.2.1987)
Bundesminister für Justiz von 1960 bis 1966 und von 1970 bis 1983.

Christian Broda absolvierte an der Universität Wien das Studium der Rechtswissenschaften und Philosophie. Als Rechtsanwalt lernte er die Erwartungen der rechtssuchenden Bürgerinnen und Bürger an einen demokratischen Rechtsstaat praxisnah kennen. Als Justizminister schuf er ein Reformwerk, das stets die auch durch den Staat nicht antastbare Würde des Menschen vor Augen hatte: Schutz der sozial Schwachen durch das Recht, Gleichheit vor dem Gesetz und durch das Gesetz. Nutznießer der mit Christian Broda untrennbaren Justizreformen sind auch heute noch alle Bürgerinnen und Bürger dieses Landes: Männer und Frauen, eheliche und uneheliche Kinder, Inländerinnen, Inländer, Ausländerinnen und Ausländer, Täterinnen, Täter und Opfer, Patientinnen, Patienten und Ärzte, Medienkonsumentinnen und  -konsumenten, Journalistinnen, Journalisten und viele andere. Von der europaweiten Ächtung der Todesstrafe bis zur Etablierung der Bewährungshilfe in Österreich reichte sein Engagement, wenn es darum ging, etwas Besseres zu finden als nur zu strafen. Sein Ziel dabei war: die Rückfallsvermeidung durch die Arbeit mit den Täterinnen und Tätern im Interesse der Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger. Seine humanitäre und demokratische Einstellung verband Christian Broda mit einem großen reformerischen Gestaltungswillen. Sein Erbe gibt uns auch heute noch Kraft und Orientierung.

Dr. Elisabeth Schilder (8.9.1904-18.2.1983)
Geschäftsführende Obfrau des VBSA von 1963 bis 1981.

Elisabeth Schilder studierte Rechtswissenschaften und Volkswirtschaftslehre in Wien und Berlin. 1924 absolvierte sie die Ausbildung an der „Akademie für soziale Verwaltung“ und erhielt das Fürsorgediplom. Bis 1934 arbeitete sie als Journalistin und publizierte vor allem in den Themenbereichen Wirtschaftspolitik und Frauenfragen. In den Jahren 1934-1938 war sie als Revolutionäre Sozialistin politisch aktiv und dadurch Verfolgung, Vertreibung und Inhaftierung ausgesetzt. Als Sozialarbeiterin und Juristin war sie nach dem Krieg am Aufbau des Instituts für Erziehungshilfe, dem Verein für Bewährungshilfe und soziale (Jugend-)Arbeit und dem Verein für Sachwalterschaft maßgeblich beteiligt. Ihrem durch ein klares gesellschaftspolitisches Bekenntnis motivierten Engagement als geschäftsführende Obfrau ist es zu danken, dass der VBSA seine kontinuierlich expandierende Entwicklung seit den Sechzigerjahren genommen hat. Immer die Anliegen der Klientinnen und Klienten vor Augen, kritisch gegenüber der Justiz, aber in ihrem Respekt Andersdenkenden gegenüber unerschütterlich tolerant, meisterte sie diese Pionierarbeit. Ihre Grundhaltung ist auch heute noch für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beispielgebend für ihr Engagement.

Dr. Olga Schaendlinger (1930-2003)
Gründungsmitglied der „Arbeitsgemeinschaft Bewährungshilfe“ 1957, Leiterin der Geschäftsstelle für Bewährungshilfe Wien und Vorstandsmitglied seit 1963

Gründungsmitglied der „Arbeitsgemeinschaft Bewährungshilfe” im Jahr 1957. 1973-1995 Leiterin der Geschäftsstelle für Bewährungshilfe Wien, Vorstandsmitglied seit 1963 (zuletzt als Mitglied der Kontrolle), Vorsitzende des Fachbeirats von 1993-1999, langjährige Verbundenheit mit dem VBSA/NEUSTART und Ehrenmitglied des VBSA/NEUSTART seit 13.11.1995. Olga Schaendlinger ist als die erste hauptamtliche Bewährungshelferin der „Arbeitsgemeinschaft Bewährungshilfe“ eine historische Gestalt der österreichischen Straffälligenhilfe, für welche sie unschätzbare Leistungen schon in der Aufbauphase der Fünfzigerjahre erbracht hat und deren Ideenwelt sie ihr ganzes Leben lang bis zu ihrem allzu frühen Tod verpflichtet gewesen ist: zunächst als Mitarbeiterin, davon viele Jahre in Leitungsfunktionen, aber auch als Vorstandsmitglied und in den letzten Jahren als Mitglied der Kontrolle. Sie hat in Anerkennung und Würdigung ihrer zahllosen Verdienste aus Anlass der Versetzung in den Ruhestand die Ehrenmitgliedschaft des Vereins verliehen bekommen.

Olga Schaendlinger erwies sich als Mitglied der Kontrolle bis zuletzt bei Vorhaben wie zum Beispiel ORGANE, der Neubestellung der Geschäftsführung und der Erarbeitung des Geschäftsführungskonzepts 2003 als wichtige und unverzichtbare Beraterin des Vorstandes.