Bitte stell dich kurz vor:
Mein Name ist Sabine Muhr, ich bin 42 Jahre alt und wohne in Salzburg Stadt.
In welcher NEUSTART Einrichtung und welchem Bereich arbeitest Du?
Bei NEUSTART Salzburg im SAFTLADEN, wo wir Menschen mit verschiedenen Problemlagen – Straffälligkeit, Langzeitarbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit, Suchterkrankung, psychischen und psychiatrischen Auffälligkeiten oder einfach Einsamkeit – einen tagesstrukturierenden Aufenthalt ermöglichen.
Warum hast du dich für NEUSTART als Arbeitgeber entschieden?
Ich habe schon in meinem vorherigen Job bei einem Selbstbedienungs-Restaurant des Sozialökonomischen Betriebs Salzburg, in dem Sozialstunden abgeleistet werden konnten, mit NEUSTART zusammengearbeitet. Während meines Studiums machte ich dann ein Praktikum bei NEUSTART. Gegen Ende des Studiums wurde dann ein:e Sozialarbeiter:in im SAFTLADEN gesucht. Da ich doch schon die Klient:innen vom SAFTLADEN kannte und zum Teil mit ihnen arbeitete, war es eine gute Möglichkeit für mich, Altes mit Neuem zu verbinden.
Seit wann bist du bei NEUSTART?
Ich bin seit April 2013 bei NEUSTART.
Du bist auch im „Projektteam SAFTLADEN 23“ aktiv. Was hat es damit auf sich? Was ist der SAFTLADEN und wie entwickelt ihr ihn in nächster Zeit weiter?
Der SAFTLADEN ist eine tagesstrukturierende Einrichtung, wo man sich kostenlos und ohne Konsumzwang aufhalten kann. Unser Ziel ist, die soziale Integration unserer Besucher:innen zu fördern, ihren Selbstwert zu stärken und ihnen Zugangsmöglichkeiten zu für sie passender Betreuung und Beratung aufzuzeigen. Wie unterstützen sie bei der Absicherung ihrer Grundbedürfnisse und minimieren Selbst- und Fremdgefährdung. Unsere Gäste entscheiden selbst, wie lange sie sich hier aufhalten und ob sie an einzelnen Angeboten teilnehmen. Im SAFTLADEN gibt es WLAN und Gäste PCs, einen Fernseher und Spielmöglichkeiten, gastronomische und hygienische Versorgung und eine Kleiderkammer. Außerdem Freizeitgestaltung und kulturelle Angebote… 2023 gibt es einige Neuerungen, die wir im Projektteam „SAFTLADEN 23“ entwickelt haben: Durch eine neue räumliche Gestaltung schaffen wir eine Atmosphäre, die es unseren Besucher:innen noch leichter macht, den Tag in einem harmonischen Miteinander zu verbringen. Wir schaffen ein breiteres digitales Angebot, das den Anforderungen der digitalisierten Welt besser begegnet. Durch spezielle Angebote für Frauen aber auch für Menschen, die auf der Straße an Salzburger Hotspots anzutreffen sind, soll der Zugang zu den Leistungen des SAFTLADENS erleichtert werden. Sozialen und kulturellen Einrichtungen wird die Möglichkeit gegeben, ihr Angebot im SAFTLADEN vorzustellen. Dadurch sollen Hürden für unsere Gäste abgebaut werden, diese Angebote anzunehmen. Neben der Tagesstruktur wird in Zukunft lösungsfokussierte Beratung und Begleitung angeboten, um dem Vermittlungsauftrag des SAFTLADENS noch besser gerecht zu werden. Wir wollen in unserem neuen Konzept auch wieder mehr partizipativ arbeiten. Zum Beispiel beim Grillen mit und für unsere Gäste .
Welchen Stellenwert hat der SAFTLADEN in der Soziallandschaft Salzburgs?
Einen hohen.
Steht der SAFTLADEN nur unseren Klient:innen offen oder kann dort jede:r hinkommen?
Der SAFTLADEN steht allen Besucher:innen ab 18 Jahren offen.
Seit Kurzem gibt es das Frauen*-Kaffee im SAFTLADEN. Was passiert dort und wie wird das Angebot angenommen?
Derzeit befinden wir uns in der Phase des Ausprobierens. Einzelne Vormittage werden gemeinsam mit den Besucherinnen gestaltet und sind derzeit sehr unterschiedlich. Bei einem Frühstücks-Buffet um 2 Euro besteht die Möglichkeit, sich auszutauschen und Themen anzusprechen, die Frauen* wichtig sind. Bei Interesse laden wir Fachexpertinnen ein, um zu einem speziellen Thema Auskunft zu geben. Wichtig ist es, den Frauen* die Möglichkeit zu geben, den SAFTLADEN und uns Sozialarbeiterinnen kennen zu lernen. Ziel ist es, die Frauen*-Quote im SAFTLADEN-Routinebetrieb zu steigern. Die Termine werden an Vernetzungspartnerinnen geschickt. Ein nächster Schritt wird die Werbung im öffentlichen Raum und das Vorstellen des Frauen*Kaffees in anderen Einrichtungen sein.
Profitierst du im SAFTLADEN auch von deiner Vorerfahrung als gelernte Köchin?
Ja, ich profitiere von meiner Vorerfahrung in der Gastronomie, bzw. auch von der Erfahrung im Sozialökonomischen Betrieb, da wir auch dort die Mitarbeiter:innen sozialarbeiterisch unterstützt haben. Dadurch war der Einstieg im SAFTLADEN etwas leichter – ich kannte ja schon einen Großteil der Klient:innen.
Worin unterscheidet sich die Arbeit im SAFTLADEN von der Begleitung von Klient:innen in anderen Dienstleistungen?
Der größte Unterschied ist, dass wir für unsere Klient:innen Zeit haben, um Beziehung und Vertrauen aufzubauen. Wir begleiten die Klient:innen bei Veränderungen, Perspektivenentwicklung und bieten Orientierungshilfe. Krisen, die Veränderung hervorrufen, können gut abgefedert werden. Die Klient:innen bestimmen ihre Veränderungen und ihr Weiterkommen sehr selbstständig. Wir informieren, vermitteln und unterstützen.
Was gefällt dir an deiner Arbeit am besten?
Das wir individuell auf jede:n Einzelne:n eingehen können und entsprechende Angebote und Unterstützung bieten können.
Was sind die größten Herausforderungen in deinem Job?
Mit den Rahmenbedingungen, die unsere Gäste in der Gesellschaft erfahren und dem dadurch entstehenden Frust umzugehen. Den gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden.
Wo hast du gesehen, dass deine Arbeit etwas bewirkt?
Bei unseren Gästen!
Wie findest du persönlich Ausgleich zu deinem Job?
Durch mein Kind, meine Familie, Freund:innen und Kolleg:innen. Beim Sport und verschiedenen Freizeitaktivitäten.