Bitte stell dich kurz vor. In welcher Region und seit wann engagierst du dich als ehrenamtliche Bewährungshelferin?
Ich heiße Jelena Stefko, bin 25 Jahre alt und studiere an der FH Burgenland Soziale Arbeit. Seit dem Sommer 2022 bin ich im Team Esterhazy, also in den Bezirken Eisenstadt und Neusiedl am See, als ehrenamtliche Bewährungshelferin tätig.
Warum hast du dich für dieses Ehrenamt entschieden? Was gefällt dir daran am besten?
Im Rahmen meines Studiums habe ich ein 3-monatiges Praktikum beim Verein NEUSTART absolviert. Die abwechslungsreiche Arbeit mit den Klient:innen hat mich persönlich angesprochen, daher war es mir ein Anliegen, auch weiterhin in diesem Bereich tätig zu sein. Der größte Anreiz an diesem Ehrenamt ist die Arbeit mit verschiedenen Menschen und die gemeinsame Erarbeitung von Hilfestellungen zur Lebensbewältigung.
Und was machst du hauptberuflich?
Zurzeit studiere ich an der FH Burgenland Soziale Arbeit im 5. Semester.
Wie ergänzen sich dein Ehrenamt und Studium gegenseitig? Profitiert das eine vielleicht sogar vom anderen?
Das Ehrenamt ergänzt sich sehr gut mit meinem Studium, da ich einerseits das theoretische Fachwissen in der Praxis einsetzen und andererseits Einblicke in den sozialarbeiterischen Alltag, abseits der Theorie, bekomme.
Was sagt dein Umfeld dazu, dass du ehrenamtliche Bewährungshelferin bist? Welche Rückmeldungen bekommst du, wenn du davon erzählst?
Mein Umfeld reagiert sehr interessiert auf meine ehrenamtliche Tätigkeit. Manche äußern zwar Berührungsängste mit straffällig gewordenen Menschen, aber es gibt keine wirklich negativen Vorurteile bezüglich meiner Arbeit.
Wie viele Klient:innen begleitest du derzeit?
Zurzeit begleite ich zwei Klient:innen.
Gibt es Klient:innen-Typen mit denen du besonders gerne und konstruktiv arbeitest? Also liegen dir bestimmte demografische Gruppen oder Delikt-Arten mehr als andere?
Weil ich erst relativ kurz ehrenamtlich tätig bin, war es mir noch nicht möglich, verschiedene Klient:innen mit unterschiedlichen Delikten zu betreuen, daher möchte ich noch gar keine Gruppe oder Deliktart „favorisieren“. Meiner Meinung nach steht sowieso der Mensch im Vordergrund, das Delikt ist zweitrangig.
Gibt es so etwas wie eine typische Betreuungssituation? Wie laufen die Termine mit deinen Klient:innen ab?
Ich glaube nicht, dass es eine typische Betreuungssituation gibt. Kein Termin läuft gleich ab. Jede Vorbereitung kann innerhalb von Sekunden nichtig sein, wenn Klient:innen mit neuen oder anderen Anliegen kommen. Wenn es überraschende Neuigkeiten gibt oder – was leider auch vorkommt – Lebenskrisen. In der Regel bespreche ich mit den Klient:innen ihre aktuelle Lebenssituation, beispielsweise Schuldentilgung, Wohn- und Arbeitssituation. Die Deliktverarbeitung ist natürlich auch ein wichtiges Thema.
Was sind die größten Herausforderungen in der Arbeit mit Straffälligen?
Die größte Herausforderung besteht darin, den Klient:innen – trotz unserer Kontrollfunktion – aufzuzeigen, dass nur dann eine gute Zusammenarbeit möglich ist, wenn wir offen und ehrlich miteinander sind.
Woran merkst du ganz konkret, dass deine ehrenamtliche Arbeit etwas bewirkt?
An der positiven Entwicklung der Klient:innen. Auch wenn ihre Schritte noch so klein sind, merke ich daran, dass meine ehrenamtliche Arbeit etwas im Leben dieser Menschen bewirkt.
Wie findest du persönlich Ausgleich zu deinem Studium und Ehrenamt? Was machst du in deiner Freizeit?
In meiner Freizeit lese ich gerne deutsche-, englische sowie kroatische Bücher und genieße die Natur bei ausgiebigen Spaziergängen mit meinem Hund. So kann ich meine Ressourcen am besten wieder auftanken.
Gibt es sonst noch etwas, das du mit unseren Leser:innen teilen möchtest?
Von der ehrenamtlichen Tätigkeit bei NEUSTART profitiere ich persönlich und beruflich. Es ist eine Herausforderung, von der ich viel lerne. Als ich begonnen habe, kannte mein Umfeld den Verein NEUSTART kaum – beziehungsweise gar nicht. Ich finde es wichtig, den Menschen unsere Arbeit und die verschiedenen Aufgaben und Bereiche der Bewährungshilfe näher zu bringen.