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#TeamNEUSTART: Heidemaria Fuchs-Seits

Heidemaria Fuchs-Seits ist schon seit unglaublichen 28 Jahren ehrenamtliche Bewährungshelferin bei NEUSTART Oberösterreich. Auch hauptberuflich war sie bis vor Kurzem im Sozialbereich tätig…

Bitte stell dich kurz vor. In welcher Region und seit wann engagierst du dich als ehrenamtliche Bewährungshelferin?
Ich heiße Heidemaria Fuchs-Seits, bin 63 Jahre alt und schon seit 1996, also seit fast 28 Jahren, Ehrenamtliche bei NEUSTART.

Warum hast du dich für dieses Ehrenamt entschieden? Was gefällt dir daran am besten?
Bei uns in der Familie war und ist Ehrenamt eine Selbstverständlichkeit. Ich war schon in meiner Jugend ehrenamtlich als Trainerin im sportlichen Bereich tätig und als ich später von einem hauptamtlichen Bewährungshelfer gefragt wurde, ob mich die ehrenamtliche Bewährungshilfe interessiert, habe ich mich gleich erkundigt, was diese Tätigkeit beinhaltet. Da ich hauptberuflich als Sozialpädagogin, also auch im sozialen Bereich, tätig war, war ich schon sehr neugierig darauf, diese Art der Unterstützung für Straffällige kennen zu lernen. Dabei geht es für mich nicht um „am besten gefallen“, sondern darum, welchen Anreiz dieses Ehrenamt für mich hat. Ich bin neugierig darauf, die Lebenswelten von Menschen kennenzulernen und interessiere mich dafür, was Personen zu ihrem straffälligen Verhalten bewogen hat. Welche Entscheidungen haben sie getroffen und warum? Mit welcher Kommunikation kann ich sie erreichen? Inzwischen blicke ich auf viele Betreuungen zurück. Durch diese Erfahrung bin ich davon überzeugt, dass jede Begegnung, wo Kommunikation stattfindet, wo Anteil genommen und zugehört wird, etwas berührt und initiiert. Durch das Kennenlernen von unterschiedlichen Lebenswelten und den Konzepten meiner Klient:innen, damit umzugehen, habe ich in den Jahren meiner ehrenamtlichen Tätigkeit bei NEUSTART auch persönlich viel dazugelernt.

Und was machst du hauptberuflich?
Bis August 2024 war ich sozialpädagogische Fachkraft in der Eltern Arbeit und bin Menschen beigestanden, deren Kinder abgenommen und untergebracht wurden.

Wie ergänzen sich dein Ehrenamt und Hauptberuf gegenseitig? Profitiert das eine vielleicht sogar vom anderen?
Die Klient:innen teilen viele Grunderfahrungen – etwa Ohnmacht und Alternativlosigkeit. Meine Haltung gegenüber den Tatsachen und meine Kommunikationsfähigkeit, konnte ich von meinem Hauptberuf sehr gut auf das Ehrenamt übertragen. Meine Klient:innen haben wechselseitig von meinem Erfahrungsschatz profitiert. In beiden Bereichen kam und komme ich immer wieder zu der Erkenntnis, dass die Entscheidungen meiner Klient:innen zu einem bestimmten Zeitpunkt die einzige Alternative für sie waren. Der Respekt vor den Erfahrungen meines Gegenübers ist im Ehrenamt wichtig und war es auch in meinem Hauptberuf.

Was sagt dein Umfeld dazu, dass du ehrenamtliche:r Bewährungshelfer:in bist? Welche Rückmeldungen bekommst du, wenn du davon erzählst?
Ich werde oft nach dem Sinn meiner Tätigkeit gefragt und ob sie etwas „bringt“ aber auch danach, was ich im Ehrenamt ganz konkret mache.

Wie viele Klient:innen begleitest du derzeit?
Fünf Personen.

Gibt es Klient:innen-Typen mit denen du besonders gerne und konstruktiv arbeitest? Also liegen dir bestimmte demografische Gruppen oder Delikt-Arten mehr als andere?
Eher nicht. Ich lehne es aber inzwischen ab, mit Klienten zu arbeiten, die Frauen keinen Respekt entgegenbringen.

Gibt es so etwas wie eine typische Betreuungssituation? Wie laufen die Termine mit deinen Klient:innen ab?
Ein Fixpunkt ist, dass wir beim aktuellen Termin immer schon ausmachen wann und wo wir uns das nächste Mal persönlich treffen. Wenn es offene Themen vom letzten Mal gibt, besprechen wir sie gleich am Anfang. Außerdem schaue ich natürlich jedes Mal was gerade im Leben meiner Klient:innen los ist. Wie geht es ihnen? Was beschäftigt sie gerade? Gibt es akute Probleme oder Schwierigkeiten? Brauchen sie Unterstützung?

Was sind die größten Herausforderungen in der Arbeit mit Straffälligen?
Ihre Haltung im Umgang mit Bewährungshilfe, fehlende Einsicht aber auch mangelnde Bereitschaft, Termine einzuhalten.

Woran merkst du ganz konkret, dass deine ehrenamtliche Arbeit etwas bewirkt?
Ganz konkret wenn meine Klient:innen straffrei bleiben.

Wie findest du persönlich Ausgleich zu deinem Job und Ehrenamt? Was machst du in deiner Freizeit?
Ich liebe meine Familie und meine Katzen, außerdem nähe ich gerne und modelliere mit Ton.

Gibt es sonst noch etwas, das du mit unseren Leser:innen teilen möchtest?
Hinter jedem Delikt steht immer eine Geschichte, in der Menschen in verschiedenen Phasen ihres Lebens alleine gelassen wurden. Sie erlebten Ohnmacht, sie wurden nicht wahrgenommen, gesehen und verstanden. Und deshalb ist die Arbeit der Bewährungshilfe so wertvoll, um wieder in Beziehung mit ihnen zu kommen. Wir alle sind verantwortlich dafür, wie wir miteinander umgehen, denn auch die Auswirkungen betreffen uns alle.

Über die/den Autor:in

Laura Roth ist seit 2019 Teil des Kommunikations-Teams des Vereins NEUSTART. Ihre Schwerpunkte sind die interne Kommunikation und unsere Newsletter. In unserer Serie #TeamNEUSTART holt sie regelmäßig Kolleg:innen aus ganz Österreich vor den Vorhang

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