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#TeamNEUSTART: Fritz Zeilinger

Es ist wohl keine Übertreibung, zu behaupten, niemand kenne NEUSTART so gut wie Fritz Zeiliger. Fritz hat bereits 1982, nach seiner Ausbildung zum Sozialarbeiter, als Zivildiener begonnen, bevor er fix angestellt wurde…

… Von 1985 bis 2018 war Fritz Betriebsratsvorsitzender und in dieser Funktion auch im Aufsichtsrat von NEUSTART. Inzwischen ist er in Altersteilzeit und verantwortet das Wissensmanagement in der Vereinszentrale…

Bitte stell dich kurz vor
Ich bin im April 1959 geboren und lebe seither in Wien Ottakring.

In welcher NEUSTART Einrichtung und welchem Bereich arbeitest Du?
Inzwischen arbeite ich in Altersteilzeit als Sachbearbeiter für Wissensmanagement im Zentralbereich Sozialarbeit. Seit Ende 2022 vertrete ich NEUSTART bei der Armutskonferenz durch Mitwirkung am sozialpolitischen Arbeitskreis, um strukturelle Verbesserungen zu erreichen, die auch vielen unserer Klient:innen zugutekommen würden.

Seit wann bist du bei NEUSTART?
1982 habe ich, nach meiner Ausbildung zum Sozialarbeiter, als Zivildiener in der Zentralstelle für Haftentlassene begonnen und bin dort 1983 angestellt worden. 1985 wurde ich zum Betriebsratsvorsitzenden gewählt und war dann von 1986 bis 2018 für die Betriebsratsarbeit freigestellt. Meine Büros habe ich aber immer dort gehabt, wo Sozialarbeit geleistet wurde. Nach der Übergabe der Betriebsratsarbeit an meinen Nachfolger und sein Team, hat mir die Geschäftsführung vorgeschlagen, extern vorhandenes Wissen (Studien, Statistiken, internationale Vergleiche etc.), das für unsere Leistungsbereiche, kriminalpolitischen Positionen oder die Öffentlichkeitsarbeit relevant ist, zu suchen, zu sichten und den jeweiligen Ebenen zusammengefasst zur Verfügung zu stellen, ebenso wie unsere internen Wissens- und Kennzahlenbestände zu nutzen, um die Wirkungen unserer Leistungen überzeugend darstellen zu können – als Arbeitstitel dafür wurde „Wissensmanagement“ gewählt.

Gibt es so etwas wie einen typischen Arbeitstag für dich? Falls ja, wie sieht dieser aus?
Um, zumindest aus dem deutsch- und englischsprachigen Raum, Informationen über Forschungsergebnisse und Weiterentwicklungen im Bereich unserer Leistungen in anderen Ländern zu erhalten, habe ich eine Reihe an Newslettern abonniert, auf die ich fast täglich einen Blick werfe. Wenn ich vermute, dass etwas daraus für uns spannend sein könnte, schaue ich mir die Sache genauer an und erstelle eine kurze Zusammenfassung für die Zentralbereichsleitungen. Wenn sie daran interessiert sind, geben sie mir den Auftrag, ein neues Buch oder eine große Wirkungsstudie komplett durchzuarbeiten und für NEUSTART Relevantes herauszuholen. Auch Leonhard, der die abonnierten Zeitschriften archiviert, weist mich auf interessant klingende Themen hin. Meine Arbeitstage sind meist eine Mischung aus sofort Erledigbarem – wie etwa Anfragen von Leiter:innen der Einrichtungen zur Entwicklung der Jugendkriminalität in ihrem Bundesland – und der Weiterarbeit an größeren Brocken, wie der jährlichen Zusammenfassung der mehrbändigen Sicherheitsberichte aus dem Innen- und Justizministerium.

Warum hast du dich für NEUSTART als Arbeitgeber entschieden?
Ursprünglich war für mich die Arbeit mit Haftentlassenen der Inbegriff von Sozialarbeit. Menschen mit akuten Problemen – was Wohnmöglichkeit, Geld, Arbeit, Schulden und sozialen Anschluss betrifft – zu unterstützen, die mein Rechts- und Netzwerkwissen und die, damals noch von den Zentralstellen für Haftentlassene angebotenen, Freizeitgestaltungsmöglichkeiten und die Gruppenarbeit, gut brauchen konnten. Geblieben bin ich bei NEUSTART, weil es durch die vielen Entwicklungen, sowohl was das Leistungsspektrum, als auch was die Organisationsformen betrifft, verbunden mit den fallweise großen Budgetproblemen, laufend neue Herausforderungen für den Betriebsrat gegeben hat. Ich hatte den Eindruck, mit dem jeweiligen BR-Team die Interessen der Kolleg:innen im sozialpartnerschaftlichen Geist gut vertreten zu können. 

Was gefällt dir an deiner Arbeit am besten?
Die Vielfalt. Ich erstelle zum Beispiel selbst Statistiken und Grafiken, die etwa zeigen, dass die Richter:innen seit Jahren immer öfter Bewährungshilfe anordnen oder der Anteil von Tatausgleich und der Vermittlung gemeinnütziger Leistungen an allen Diversionsangeboten, trotz sinkender Absolutzahlen, prozentuell eine steigende Tendenz hat. Außerdem korrespondiere ich mit Studien-Autor:innen oder der Statistik Austria, wenn ich Vorschläge habe, wie ein Studien-Design oder eine Darstellung verbessert werden könnte. Es freut mich, wenn das angenommen wird. Auch das Arbeitsklima im Zentralbereich Sozialarbeit erlebe ich als wertschätzend. 

Was sind die größten Herausforderungen in deinem Job?
Eine Aufgabe, vor der ich Respekt habe, ist die Leitung von Arbeitsgruppen mit dem Auftrag, etwas zu entwickeln, das für die Verantwortlichen der Zentrale passt und gleichzeitig für die Leitungskräfte und Sozialarbeiter:innen vor Ort nützlich ist und die Arbeit erleichtert. Bei der Umstellung des Tatausgleichs-Schriftverkehrs und den Vorarbeiten für die neue Darstellung unserer Wirkungsblätter für #NEUSTARTwirkt habe ich gute Rückmeldungen bekommen. In den nächsten Monaten geht es um einen Arbeitsbehelf, der die Qualität der Täter:innen-Arbeit in einem Bereich verbessern soll – auch das wird eine große Herausforderung.

Wo hast du gesehen, dass deine Arbeit etwas bewirkt?
Die für NEUSTART entscheidenden individuellen und gesellschaftlichen Wirkungen erzielen die Sozialarbeiter:innen in Zusammenarbeit mit ihren Klient:innen und deren Umwelten. Darauf, dass das möglichst gut gelingt, habe ich nur indirekt Einfluss. Wenn ich zum Beispiel Best Practise Beispiele für wirksame Motivationsarbeit und Interventionen bei schwierigen Klient:innen aus Studien zusammenfasse, kann ich hoffen, dass sie über entsprechende Arbeitsbehelfe und Schulungen letztlich im Betreuungsalltag zur Anwendung kommen. Das gilt auch für das Herausarbeiten von Tätertypen bei häuslicher Gewalt und den darauf abgestimmten, erfolgversprechendsten Interventionen. Ein weiteres Beispiel sind die verbesserten Formeln in unserem Ressourcen Risken Inventar, an denen ich mitgearbeitet habe. Diese tragen dazu bei, dass die Betreuung noch besser auf den jeweiligen Stand der Ressourcen und Risikofaktoren der einzelnen Klient:innen abgestimmt wird. So kann die Zahl der Widerrufe bzw. Wiederverurteilungen während der Bewährungshilfe reduziert werden. Ich bereite aber auch regionale Daten für die Leiter:innen unserer Einrichtungen auf – zum Beispiel für Besprechungen mit Oberstaatsanwaltschaften. Mit dem Ziel, mehr indikationsgemäß geeignete Fälle im Bereich der Diversion zugewiesen zu bekommen, was für Opfer befriedigender und für Täter:innen nachhaltiger hinsichtlich zukünftigem Konfliktverhalten ist.

Wie findest du persönlich Ausgleich zu deinem Job?
Mit zwei Enkelkindern und schnellem Gehen durch die Stadt oder durch Wald und Wiesen (da hab ich manchmal auch Schläger und Golfbälle dabei).

Gibt es sonst noch etwas, das du mit deinen Kolleg:innen teilen möchtest?
Wichtig ist aus meiner Sicht, dass Sozialarbeiter:innen bei Fachbesprechungen und Intervisionen bewusst auch von gelungenen Betreuungsverläufen, von zielführenden Interventionen – zum Beispiel beim Tatausgleich – oder von einem neuen Vorgehen, das sie versucht haben und das erfolgreich war, erzählen. Denn was gut wirkt, lässt sich nicht nur in Studien finden. Wir haben da intern ein enormes Erfahrungswissen, das wir reichlich miteinander teilen sollten.

Über die/den Autor:in

Laura Roth ist seit 2019 Teil des Kommunikations-Teams des Vereins NEUSTART. Ihre Schwerpunkte sind die interne Kommunikation und unsere Newsletter. In unserer Serie #TeamNEUSTART holt sie regelmäßig Kolleg:innen aus ganz Österreich vor den Vorhang

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