Bitte stell dich kurz vor. In welcher Region und seit wann engagierst du dich als ehrenamtlicher Bewährungshelfer?
Mein Name ist Edin Izic, ich bin 29 Jahre alt und seit August 2022 als ehrenamtlicher Bewährungshelfer im Team Wiener Neustadt tätig.
Warum hast du dich für dieses Ehrenamt entschieden? Was gefällt dir daran am besten?
Ich habe mich für das Ehrenamt entschieden, weil ich es eine super Option finde, um einerseits den spannenden Bereich der Bewährungshilfe live mitzuerleben und andererseits meine Freizeit damit sinnvoll gestalten kann.
Und was machst du hauptberuflich?
Ich bin hauptberuflich Sozialarbeiter in einer Justizanstalt. Bei Klient:innen die nach einer Haftstrafe betreut werden, habe ich also ein realistisches Bild zur Hafterfahrung, bei Klient:innen die noch nie Freiheitsstrafen verbüßen mussten, kann ich etwaige offene Fragen zur Haft beantworten.
Wie ergänzen sich dein Ehrenamt und Hauptberuf gegenseitig? Profitiert das eine vielleicht sogar vom anderen?
Ich denke, dass ich absolut davon profitiere „beide Seiten“ zu kennen. Durch meine Erfahrungen in der Justiz kann ich auf ein breites Wissen an Thematiken oder Problemen bei Menschen mit Haftvergangenheit zurückgreifen. Auf der anderen Seite kann ich Insassen besser auf die Betreuung durch NEUSTART vorbereiten, da ich die Abläufe genau kenne.
Was sagt dein Umfeld dazu, dass du ehrenamtlich:r Bewährungshelfer bist? Welche Rückmeldungen bekommst du, wenn du davon erzählst?
Die meisten Fragen aus meinem Umfeld haben mit Zeitmanagement zu tun. Wie sich das denn alles ausgehe. Hier gebe ich immer gerne ein Paar Tipps.
Wie viele Klient:innen begleitest du derzeit?
Zurzeit begleite ich fünf Klienten in unterschiedlichen Alters- und Deliktgruppen.
Gibt es Klient:innen-Typen mit denen du besonders gerne und konstruktiv arbeitest? Also liegen dir bestimmte demografische Gruppen oder Delikt-Arten mehr als andere?
Die Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen liegt mir sehr. Die Delikt-Arten hingegen sind für mich nicht relevant. Ich bin es aus meiner Tätigkeit in der Justizanstalt gewohnt, mit Menschen aus allen Schichten und Deliktgruppen zu arbeiten.
Gibt es so etwas wie eine typische Betreuungssituation? Wie laufen die Termine mit deinen Klient:innen ab?
Je nach Schwerpunktthema des Termins (und Wetter) findet dieser entweder direkt bei NEUSTART in einem Büro, oder bei einem Spaziergang durch den Park statt. Ich habe gemerkt, dass gewisse Blockaden in Gesprächen mit etwas frischer Luft und ein wenig Natur gut gelockert werden können.
Was sind die größten Herausforderungen in der Arbeit mit Straffälligen?
Die größte Herausforderung war es anfangs, mich in die Gedankengänge und Lebenssituationen der Menschen hineinzuversetzen. Für jede:n ist etwas anderes „normal“ und hier die richtige Balance zwischen der eigenen Art zu leben, der gesellschaftlichen Norm und den Leben der Klient:innen zu finden, war zu Beginn herausfordernd.
Woran merkst du ganz konkret, dass deine ehrenamtliche Arbeit etwas bewirkt?
Konkret merke ich Fortschritte, wenn meine Klient:innen die besprochenen Pläne in die Tat umsetzen und mir dann berichten, was gut und was weniger gut funktioniert hat. Es ist schön zu sehen, wenn Menschen wieder Vertrauen in sich selbst fassen können.
Wie findest du persönlich Ausgleich zu deinem Job und Ehrenamt? Was machst du in deiner Freizeit?
In meiner Freizeit verbringe ich Zeit mit meiner Freundin und/oder meinem Hund. Es ist mir dabei wichtig, nicht über die Arbeit und das Ehrenamt zu sprechen, um auch mal abschalten zu können. Hier gibt es aber ehrlich gesagt noch Verbesserungsbedarf meinerseits.
Gibt es sonst noch etwas, das du mit unseren Leser:innen teilen möchtest?
Die Arbeit im Verein NEUSTART ist eine unglaublich sinnvolle und bereichernde Tätigkeit. Wenn jemand Interesse hat, sollte sie oder er sich unbedingt mal informieren, um sich ein realistisches Bild machen zu können.