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#TeamNEUSTART: Christine Dobler

Christine Dobler ist seit 2022 in Pension, neben dem Ehrenamt hält sie sich mit Sport fit – doch dass sie mit ihr nicht „Schlittschuhlaufen“ können, merken die meisten Klient:innen schnell…

Bitte stell dich kurz vor. In welcher Region und seit wann engagierst du dich als ehrenamtliche Bewährungshelferin?
Ich heiße Christine Dobler, bin 62 Jahre alt und seit 2011 bei NEUSTART Vorarlberg im Oberland tätig.

Warum hast du dich für dieses Ehrenamt entschieden? Was gefällt dir daran am besten?
Es ist mein sozialer Beitrag an die Gesellschaft. Mir gefallen die Herausforderung, straffällig gewordenen Mitmenschen eine Hilfe anbieten zu können, die Kurse, Workshops und Fachtagungen. Das Ehrenamt ist eine Bereicherung, auch für mich und mein Leben.

Und was machst du hauptberuflich?
Seit 2022 bin ich in Pension. Davor war ich 21 Jahre über eine Sicherheitsfirma im Kunstmuseum Liechtenstein tätig.

Wie ergänzen sich dein Ehrenamt und Hauptberuf gegenseitig? Profitiert das eine vielleicht sogar vom anderen?
Durch die langjährige Tätigkeit im Sicherheitsbereich habe ich ein recht gutes Gespür dafür entwickelt, wenn bei meinen Klient:innen „etwas nicht stimmt.“ Durch die Betreuung kann ich manches aus einer anderen Sicht betrachten und auch das eigene Schwarz-Weiß-Denken hinterfragen.

Was sagt dein Umfeld dazu, dass du ehrenamtliche Bewährungshelferin bist? Welche Rückmeldungen bekommst du, wenn du davon erzählst?
Die meisten sehen es positiv, es gibt aber auch einige, die mit Unverständnis reagieren.

Wie viele Klient:innen begleitest du derzeit?
Derzeit habe ich fünf Klient:innen.

Gibt es Klient:innen-Typen mit denen du besonders gerne und konstruktiv arbeitest? Also liegen dir bestimmte demografische Gruppen oder Delikt-Arten mehr als andere?
Hier ein großes Kompliment an meine Teamleiterin, die in weiser Voraussicht das passende Klientel für mich auswählt! Menschen mit einer gewissen Gewaltbereitschaft, mit Bedrohungs- oder Diebstahldelikten, oft Jugendliche, betreue ich unter anderem sehr gern. Wahrscheinlich kommen mir da meine berufliche- und jahrzehntelange Kampfsport Erfahrung zugute. Meine Klient:innen merken schnell, dass sie mit mir nicht „Schlittschuhlaufen“ können, ich aber gerne für sie da bin.

Gibt es so etwas wie eine typische Betreuungssituation? Wie laufen die Termine mit deinen Klient:innen ab?
Die Klient:innen sind nicht freiwillig da, wir sind jedoch sicher die beste Alternative! Dies versuche ich zu vermitteln. Nach anfänglichen Schwierigkeiten läuft es meistens recht gut. Bei der Deliktverarbeitung können sich viele – auch nach anfänglichem Widerstand – auf ihr Delikt einlassen und ich bin immer wieder überrascht, wie viel da geschrieben wird. Dabei ist wichtig zu erklären, dass dies zur Verarbeitung des Deliktes dient und keine erneute Be- oder Verurteilung darstellt.

Was sind die größten Herausforderungen in der Arbeit mit Straffälligen?
Das Wichtigste ist, Vertrauen zu gewinnen. Viele haben schwierige Zeiten erlebt und sind vielleicht von nahestehenden Menschen enttäuscht worden. Zu vermitteln, dass wir helfen wollen und keine weiteren Kläger:innen oder Richter:innen sind, ist eine große Herausforderung. Der Moment, in dem ich merke, dass Vertrauen entsteht, ist für mich der schönste. Denn dann weiß ich: Mit dieser:m Klient:in kann ich arbeiten.

Woran merkst du ganz konkret, dass deine ehrenamtliche Arbeit etwas bewirkt?
Wenn Alternativen angenommen werden und ein Umdenken einsetzt, das zwar nicht immer leicht umzusetzen ist, aber zumindest versucht wird. Und wenn ich ehemalige Klient:innen nur noch privat irgendwo sehe!

Wie findest du persönlich Ausgleich zu deinem Job und Ehrenamt? Was machst du in deiner Freizeit?
Ich bin viel mit dem EMT Bike unterwegs, mache Stand Up Paddeln, gehe Schifahren und Langlaufen, betreibe Tai Chi, spiele Panflöte und sammle mit Leidenschaft Pilze. Außerdem reise ich sehr gerne.

Gibt es sonst noch etwas, das du mit unseren Leser:innen teilen möchtest?
Es ist nicht einfach und jederzeit mit Rückschlägen zu rechnen, die man nicht persönlich nehmen darf. Wenn wir nur einer einzigen Klientin, einem einzigen Klienten, erfolgreich helfen können, hat es sich gelohnt!

Über die/den Autor:in

Laura Roth ist seit 2019 Teil des Kommunikations-Teams des Vereins NEUSTART. Ihre Schwerpunkte sind die interne Kommunikation und unsere Newsletter. In unserer Serie #TeamNEUSTART holt sie regelmäßig Kolleg:innen aus ganz Österreich vor den Vorhang

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