Bitte stell dich kurz vor. In welcher Region und seit wann engagierst du dich als Buddy?
Mein Name ist Adam. Ich bin 35 Jahre alt und lebe schon lange in Salzburg. Einmal Salzburg immer Salzburg (lacht). Buddy bin ich seit Oktober 2023. Also von Anfang an.
Wie bist du auf das Buddy Projekt aufmerksam geworden?
Durch einen Freund, der auch im Sozialbereich arbeitet. Er meinte, ich solle mir das einmal anschauen. Ich habe mich dann auf der Website informiert und mich beworben, weil sich das Projekt echt gut angehört hat.
Warum hast du dich entschieden, dich dafür zu bewerben?
Weil ich mir gedacht habe, dass ich meine Erfahrung im sozialen Bereich als Buddy gut einbringen kann. Das hat einfach gepasst. Ich hatte beruflich in der Vergangenheit schon mit NEUSTART Klient:innen zu tun und kannte diese Arbeit daher. Ich fand das eine gute Gelegenheit, straffälligen Menschen, deren Muttersprache und Kulturkreis ich kenne, zu helfen. Genau das ist der Punkt, ich wollte einfach helfen.
Und was machst du hauptberuflich?
Ich arbeite Vollzeit als Behindertenbetreuer. Davor habe ich mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen gearbeitet.
Wie ergänzen sich das Buddy Projekt und dein Hauptberuf gegenseitig? Profitiert das eine vielleicht sogar vom anderen?
Meine Erfahrungen im Hauptberuf helfen mir sehr, weil ich meinem Klienten am Beispiel der Menschen, mit denen ich arbeite, aufzeigen kann, dass er etwas aus seinen Chancen machen soll. Dass er Möglichkeiten hat, die für andere nicht selbstverständlich sind. Menschen mit Behinderung haben im Alltag mit Herausforderungen zu tun, die er gar nicht kennt. Er ist selbstständig, kann hören, sehen, seine Hände funktionieren, … dieser Perspektivenwechsel ist gut bei ihm angekommen.
Was sagt dein Umfeld dazu, dass du das machst? Welche Rückmeldungen bekommst du, wenn du davon erzählst?
Naja, das ist gespalten. Manche sagen mir, ich umgebe mich nur mit „Häftlingen und Problemen“, aber das motiviert mich eigentlich noch mehr, mich dieser Herausforderung zu stellen, das macht mir Mut, Klient:innen auf die „richtige Schiene“ zu bringen. Die sind ja nicht aus Spaß und Freude in Schwierigkeiten gerutscht. Andere Freunde und auch meine Eltern, finden mein Engagement als Buddy super.
Was machst du als Buddy eigentlich genau? Bei welchen Terminen unterstützt du die Sozialarbeiter:innen und ihre Klient:innen? Wie läuft das ab?
Also, der erste Termin ist zum Kennenlernen da. Wir Buddies begleiten Klient:innen mit Migrationsbiografie, in der Bewährungshilfe oder Haftentlassenenhilfe, zusätzlich zu ihren Sozialarbeiter:innnen. Themen, über die wir uns austauschen, sind kulturelle und religiöse Unterschiede. Ich begleite ihn auf Amtswegen aber auch in der Freizeit, soweit ich es zeitlich neben meinem Hauptberuf schaffe. Er kann mich natürlich auch spontan anrufen, wenn es gerade passt. In Zukunft möchten wir uns, wenn das Wetter schön ist, öfter draußen in der Natur treffen statt im Büro bei NEUSTART, da kommt man besser ins Reden.
Was gefällt dir daran bisher am besten? Was findest du besonders spannend?
Dass wir auf dem richtigen Weg sind. Mein Klient freut sich auf die Treffen und kommt inzwischen pünktlich und verlässlich zu jedem Termin. Er hat offene Ohren für alles, was ich ihm erkläre. Ich versetze mich in seine „Haut“ und zeige ihm auf, wie sinnvoll es ist, in Freiheit und ohne Kriminalität zu leben. Nicht von oben herab, sondern auf Augenhöhe. Ich habe wirklich einen guten Draht zu ihm und wir können über alles reden. Was zwischen uns besprochen wird, bleibt zwischen uns. In der doch erst kurzen Zeit hat sich schon ein großes Vertrauen zwischen uns entwickelt. Wir sind schon beim ersten Treffen beide sehr offen aufeinander zugegangen und man kann wirklich sagen: Wir haben uns gleich gefunden.
Wie viele Klient:innen begleitest du derzeit?
Einen, weil meine Zeit leider begrenzt ist und er auch ein eher schwieriger Klient ist.
Wie viel Zeit nimmt das neben deinem Hauptberuf in Anspruch?
Am Anfang war es mehr, weil ich das Projekt erst kennenlernen, Schulungen besuchen und das erste Treffen mit meinem Klienten vorbereiten musste. Inzwischen hat sich das eingespielt, das Einhalten der Termine gelingt ihm immer besser. Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich mir noch mehr Zeit dafür nehmen. Meistens treffen wir uns zweimal im Monat für eine oder eineinhalb Stunden, außerdem telefonieren wir. Vielleicht wird das demnächst auch etwas weniger, weil er bald zu arbeiten beginnt.
Mit welchen Herausforderungen warst du dabei bisher konfrontiert?
Das größte Hindernis war tatsächlich die Pünktlichkeit, das Einhalten von Terminen. Weil, ich nehme mir ja auch extra Zeit. Das musste ich ihm erst erklären. Inzwischen respektiert er das und schafft es, pünktlich zu sein. Er freut sich, wenn ich ihn dafür lobe, das findet er cool. Man muss dazusagen, dass er erst 17 ist und sich auch deswegen damit einfach noch etwas schwerer tut.
Hast du dir die Arbeit mit Straffälligen so vorgestellt oder ganz anders? Gibt es etwas, das dich daran überrascht hat?
Es macht mir diesen Job leichter, dass ich schon Erfahrung aus meiner früheren Arbeit mitbringe. Die Arbeit mit straffälligen Menschen war für mich nicht neu. Deswegen war ich ja überhaupt offen dafür, mich als Buddy zu bewerben und für die Herausforderungen, die das mit sich bringt.
Vielleicht noch etwas Persönliches zum Schluss: Wie verbringst du deine Freizeit, wenn du dich gerade nicht als Buddy engagierst?
Ich habe schon große Sehnsucht nach dem Sommer und der Bewegung in der Natur. Ich gehe gerne Paragleiten und Wandern oder treffe mich mit Freunden.
Gibt es sonst noch etwas, das du mit unseren Leser:innen teilen möchtest?
Ja, ich lege wirklich allen ans Herz, sich als Buddy zu bewerben. Man lernt auch selbst viel von den Klient:innen und bekommt wirklich viel zurück, wenn man jemandem hilft.