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Pride – Is a Demonstration

Der Juni ist traditionell der Pride-Monat und steht für Selbstbewusstsein, Lebensfreude, Toleranz und Gleichberechtigung queeren Lebens.

Der Monat Juni erinnert an die Stonewall-Aufstände: Routinemäßig sollte am 28. Juni 1969 die Schwulenbar „Stonewall Inn“ in der Christopher Street von der New Yorker Polizei geräumt werden. Auf der Straße kommt es zu massiven Auseinandersetzungen zwischen aufgebrachten Gäst:innen und aggressiven Polizeibeamt:innen. Der dreitägigen Aufstand mit Tausenden von Demonstrant:innen findet kaum Niederschlag in der lokalen Berichterstattung. „Nicht einmal ignorieren“ lässt sich diese Haltung auf österreichisch zusammenfassen. Die Bewegung hatte jedoch genug Kraft und Energie, bis heute die Welt zu bewegen. Seit 1970 gibt es jährlich Demonstrationen, Märsche und mittlerweile bunte und vielfältige Paraden und Partys.

Wusstest du, dass...

Eine zentrale Rolle spielte damals Marsha P. Johnson, BPoC, Transfrau, Dragqueen, Sexarbeiterin und Stilikone. Sie gründete mit Sylvia Rivera die Aktivist:innengruppe Street Transvestite Action Revolutionaries (STAR) als Anlaufstelle für (insbesondere junge) Transgender-Personen und Dragqueens.

Wer fundiertes Wissen oder auch nur nachvollziehbar erhobene Informationen zum Themenkomplex „Kriminalität/LGBTIAQ+“ sucht, findet ernüchternde Fakten zu Hasskriminalität. Darüber hinaus ist es mit der Sichtbarkeit nicht gut bestellt. Darin zeigt sich nicht (nur) Desinteresse, sondern auch ein grundsätzliches Dilemma: Vorurteile und Diskriminierungen sollen durch stereotype Darstellungen nicht weiterverbreitet werden. Doch gerade ohne Sichtbarmachung queerer Lebenswelten geschieht nichts anderes: In der Diskussion um Gewalt in Intimbeziehungen etwa wird immer noch auf ein heteronormatives, binäres und geschlechtsmarkiertes Erklärungsmodell Bezug genommen. Der Fokus liegt auf Gewalt von cis-Männern (= Täter) gegenüber cis-Frauen (= Opfer) in heterosexuellen Beziehungen.

Die wenigen Studien, die es gibt, zeigen dass gerade bisexuelle Frauen1 statistisch gesehen das größte Risiko tragen, sexualisierter Gewalt ausgesetzt zu sein2. Die Betroffenen selbst sehen einen Zusammenhang zwischen der medialen Darstellung von Bisexualität, den damit (re)produzierten Vorurteilen und Stereotypen und ihren persönlichen Gewalterfahrungen.

Wieder einmal... Istanbul Konvention

In Artikel 4 der Istanbul Konvention wird programmatisch festgelegt, dass die Durchführung aller Maßnahmen „ohne Diskriminierung insbesondere wegen des biologischen oder sozialen Geschlechts, der Rasse, der Hautfarbe, der Sprache, der Religion, der politischen oder sonstigen Anschauung, der nationalen oder sozialen Herkunft, der Zugehörigkeit zu einer nationalen Minderheit, des Vermögens, der Geburt, der sexuellen Ausrichtung, der Geschlechtsidentität, des Alters, des Gesundheitszustands, einer Behinderung, des Familienstands, des Migranten- oder Flüchtlingsstatus oder des sonstigen Status sicherzustellen“ ist. Ein klarer Aufruf, Intersektionalität zu bedenken!

Sichtbarkeit

Sichtbarkeit kann und muss auf vielen Ebenen hergestellt werden. Dabei geht es sehr oft um Mühen der Ebene und des Alltages, wenn es darum geht, die statistische Erfassung von Daten zu adaptieren oder Schriftverkehrsvorlagen zu gestalten. Im Juni geht es vor allem um Pride & Joy! Dazu gibt es vielfältige Möglichkeiten, etwa im Zusammenhang mit dem Projekt Queer Stories of Joy, bei den Veranstaltungen der Vienna Pride oder auch außerhalb von Wien. Und für notorisch Verspätete zieht sich der Juni bis September. 

Und was macht NEUSTART?

Flagge zeigen!

Quellen:

  1. Krone & Heüveldop (2020): Gewalterfahrungen bisexueller Frauen* in Intimpartner*innenschaften, Online (PDF, letzter Zugriff 30.5.2024)
  2. Head & Milton (2014): Filling the Silence: Exploring the Bisexual Experience of Intimate Partner Abuse. In: Journal of Bisexuality, 14:2, S. 277–299
Über die/den Autor:in

In der Leitung Sozialarbeit zuständig für den Themenkomplex häusliche Gewalt, die Gewaltpräventionsberatung, den elektronisch überwachten Hausarrest, die Prozessbegleitung und den Saftladen.

Nebenberuflich Lektorin an der Sigmund-Freud-Universität und Trainerin, unter anderem in der Fortbildung zur juristischen Prozessbegleitung.
Vor NEUSTART wissenschaftlich und im Opferschutz tätig.

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