Das ganze Land ist betroffen über die unverminderte Häufung von Femiziden. Statt alle Expertisen, Umsetzungspower und Synergien zu bündeln drohen neuerlich Konkurrenz, Vorwürfe und Schuldzuschreibungen, die das Gelingen einer nationalen Gewaltschutzoffensive verhindern. Die Steiermark geht hier erfolgreich einen anderen Weg. Die Landesrätinnen Kampus (SPÖ) und Bogner-Strauß (ÖVP) vernetzen in regelmäßigen Gewaltschutzgipfeln Justiz, Polizei, Opferschutz- und Gewaltpräventions-Einrichtungen, mit dem Ziel, voneinander zu lernen und durch Kooperation und multiprofessionelle Hilfssysteme bestmögliche Ergebnisse zu erzielen.
Projekt „Gewalt im Familiensetting“
Im Projekt „Gewalt im Familiensetting“ unter der Leitung der steirischen Frauenhäuser arbeiten neben den Expertinnen des Frauenhauses auch Fachleute der Männerberatungsstelle des Vereins für Männer und Geschlechterthemen und Anti-Gewalt-Trainerinnen und -trainer von NEUSTART in unterschiedlichen Settings: mit den betroffenen Kindern, den Frauen, aber auch jenen Männern, die bereit sind, sich im Rahmen der opferschutzorientierten Täterarbeit mit ihrem Verhalten auseinanderzusetzen. Damit sollen ein nachhaltiger Gewaltstopp und Sicherheit für die Opfer auch nach dem Aufenthalt im Frauenhaus erreicht werden.
Die Justiz ordnet öfter Anti-Gewalt-Trainings an als in jedem anderen Bundesland. NEUSTART ist in die Vorbereitung der Entlassung eingebunden und kann, wo notwendig, eine bedingte Entlassung mit Auflagen und Weisungen anregen. Weil Begleitung, Betreuung und Kontrolle über weiter drei Jahre nach der Haftentlassung (gegebenenfalls in Verbindung mit Therapie) die Wahrscheinlichkeit für neuerliche Gewalttaten nachweislich deutlich verringern.
„Nur durch eine gemeinsame Kraftanstrengung, gepaart mit öffentlichen Kampagnen für ein neues, gewaltfreies Männerbild, können wir Femiziden Einhalt gebieten.“ Susanne J. Pekler, NEUSTART Steiermark
Das Gewaltschutzzentrum informiert uns zeitnah über Bewährungshilfe und Weisung zum Anti-Gewalt-Training bei bedingter Verurteilung, damit wir sofort Kontakt zum Probanden aufnehmen können, um die besonders kritische Phase nach der Verhandlung deeskalierend zu begleiten. Diese Kooperationen, wie sie sinnvollerweise auch bei sicherheitspolizeilichen Fallkonferenzen mit der Polizei in der Steiermark Praxis sind, gilt es österreichweit auszubauen. Nur durch eine umfassende gemeinschaftliche Kraftanstrengung, gepaart mit öffentlichen Kampagnen für ein neues, sorgendes, gewaltfreies Männerbild und partnerschaftliches Elternsein, können wir diesen Femiziden Einhalt gebieten.
Susanne J. Pekler, Leiterin von NEUSTART Steiermark