Unsere Klientin Frau K. ist sich einer Sache sicher, zurück in die Haft möchte sie nie wieder. Sechsmonate in Untersuchungshaft haben ihre Spuren bei der 18-jährigen hinterlassen. Frau K. und ihren zwei Komplizinnen wurde Untersuchungshaft verhängt und die drei wurden gemeinsam in die Frauenabteilung der Justizanstalt nahe ihrem Wohnort verlegt.
Eigentlich können sich die Frauen in der Abteilung frei bewegen, doch bei einer vermuteten Komplizinnenschaft unter den Insassinnen müssen diese strikt voneinander getrennt werden. Frau K. verbrachte deshalb den Großteil der Untersuchungshaft in ihrer Einzelzelle. Auf das Angebot, ihren Hauptschulabschluss während der Haft nachzuholen, konnte sie nicht zurückgreifen, da der Kurs bereits von einer ihrer Komplizinnen besucht wurde und nur ein einziger Kurs angeboten wird. Zusätzlich erschwert wurde die Situation durch Corona. Sechs Monate in Untersuchungshaft sind eine lange Zeit – egal ob mit 18 oder 88 Jahren. Besonders, wenn Corona die Situation in Haft zusätzlich verschärft und eine Erkrankung in der Abteilung bedeutet, 24 Stunden am Tag in der Zelle bleiben zu müssen.
Trotzdem hat Frau K. auch positive Momente in der Haft erlebt. Für NEUSTART war Frau K. keine Unbekannte. Sie hatte bereits vor der Untersuchungshaft Bewährungshilfe aufgrund eines vorherigen Deliktes angeordnet bekommen und ihre Bewährungshelferin unterstütze sie während ihrer Zeit in der Justizanstalt. Sie ermutigte Frau K. sich an den weiteren Angeboten zu beteiligen und das Jugendcoaching in Anspruch zu nehmen. Oft waren die Besuche ihrer Bewährungshelferin der einzige regelmäßige Kontakt, den Frau K. während der Untersuchungshaft hatte. Das daraus gewonnene Vertrauen hat sich positiv auf die Betreuungsbeziehung zwischen Frau K. und ihrer Bewährungshelferin ausgewirkt. Frau K. weiß, dass sie auch in Freiheit auf die Unterstützung zählen und mit der Hilfe die guten Vorsätze umsetzen kann, die sie sich in Haft vorgenommen hat.