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„Das war eine tolle Sache.“

Hannes Bernegger hat in den vergangenen 14 Jahren NEUSTART Salzburg geleitet. Am 1. Mai 2024 hat er ein Sabbatical begonnen, ehe er nächstes Jahr in den Ruhestand geht. Schon seit den frühen 1990er Jahren hat er bei NEUSTART gearbeitet – zunächst als Ehrenamtlicher, bald schon hauptberuflich. Im Gespräch zieht er Resümee.

Lieber Hannes, wenn du auf die letzten 30 Jahre deines Berufslebens zurückblickst – was waren die schönsten Momente?
Mein Einstieg war schon sehr gut. Ich bin mit offenen Armen aufgenommen worden und habe nach und nach die Erfahrungen und Kompetenzen, die ich mitgebracht habe, einsetzen können. Das war eine tolle Sache. Ich habe bald Verantwortung übertragen bekommen, die über die Fallarbeit hinausgeht und war sechs Jahre lang für die Rechtseinschulung neuer Kolleg:innen zuständig.

Mein persönliches Highlight war natürlich als ich Einrichtungsleiter geworden bin. Mich hat es immer gereizt, über den engeren eigenen Wirkungs- und Arbeitsbereich hinauszudenken und mich zu engagieren.

Ein fachliches Highlight ist für mich die Einführung von Sozialnetzkonferenzen. Dafür habe ich mich stark engagiert und ich bin nach wie vor ein glühender Anhänger der Soneko, weil ich glaube, dass da viel Potenzial drinnen steckt.

Das Leben besteht leider nicht nur aus Highlights. Wo waren denn für dich die Lowlights?
Das war die Situation Anfang der 2000er Jahre, als wir mit Budgetkürzungen konfrontiert waren. Gleichzeitig gab es große Veränderungsprozesse innerhalb der Organisation, die aus meiner Sicht nicht gut genug kommuniziert wurden und daher Widerstand hervorgerufen haben.

Wie hat sich das geäußert?
Aus dieser Entwicklung heraus hat es eine Diskrepanz gegeben zwischen der Zentrale und der Einrichtung in Salzburg. Mich hat damals gestört, wie die Zentrale die Einrichtung Salzburg gesehen hat und wie die Kolleg:innen in Salzburg die Zentrale gesehen haben – das hat nicht gepasst. Als Einrichtungsleiter habe ich mich dann stark um die wechselseitige Annäherung bemüht und das ist aus meiner Sicht gut gelungen.

Wenn man Kolleg:innen fragt, was dich über das Fachliche hinaus auszeichnet, hört man oft, Hannes konnte Beruf und Familie gut vereinbaren. Wie ist dir das gelungen?
Bis ich die Einrichtungsleitung übernommen habe, hatte ich eine 30 Stunden-Woche und konnte mir viel Zeit für die Kinder nehmen – ich hatte meine fixen Nachmittage mit ihnen. Mit der Übernahme der Funktion war das vorbei. Aber ich habe immer versucht, mir ausreichend Zeit zu nehmen und es ist dann auch gegangen.

Meine Frau arbeitet ebenfalls bei NEUSTART und wir konnten immer sehr gut Beruf und Privates trennen. Wenn es um sensible Themen gegangen ist, war es immer ganz klar, dass ich das nicht mit meiner Frau besprechen kann. Und umgekehrt war es auch für meine Frau herausfordernd, auf einmal mit dem Einrichtungsleiter verheiratet zu sein. Was erzählt sie ihm? Was behält sie für sich? Das war natürlich schwierig, aber sie hat klar Schiff gemacht und konnte gut als Kollegin weiterarbeiten, ohne dass Misstrauen entstanden wäre.

Das war nun ein kurzer Rückblick. Schauen wir nach vorne. Was steht nun für NEUSTART an?
Das Thema häusliche Gewalt wird von großer Bedeutung bleiben. Aktuell gibt es natürlich die Debatte rund um die Strafmündigkeit und die Frage nach der Unterbringung von schwierigsten Klient:innen. In Salzburg wollen wir den Ausbau der Schulsozialarbeit in trockene Tücher kriegen und im nächsten Schritt könnte man andenken, ob unsere Schulsozialarbeit nicht auch in Berufsschulen gefragt ist.

Und die Ehrenamtlichkeit ist ein ganz wichtiges Thema. Die zivilgesellschaftliche Einbindung kann nur über diese engagierten Menschen gehen, die aus unterschiedlichen Berufen kommen und sich einbringen. Und gleichzeitig müssen wir schauen, dass wir ausreichend Ehrenamtliche haben, die genug Fälle betreuen.

Was wünschst du deinen ehemaligen Mitarbeiter:innen und Kolleg:innen?
Ich wünsche ihnen, dass sie Freude an der Arbeit mit unseren Klient:innen haben, dass sie ihr Engagement, ihr Herz und ihre Fachlichkeit bewahren und weiterentwickeln und dass sie eine gute Balance finden zwischen dem Eingehen auf die Menschen, die zu uns kommen und dem Auftrag der Rückfallprävention.

Und für dich, Hannes, was steht für dich in den nächsten Wochen und Monaten an?
Für mich geht jetzt das Privatisieren los. Ich werde mich zunächst einmal ins Wohnmobil setzen und auf Reisen gehen. Dann habe ich einige private Projekte in Planung – von Umbauten, über Reisen und vielleicht beteilige ich mich auch an dem einen oder anderem Buchprojekt…

Über die/den Autor:in

Thomas Marecek leitet die Kommunikation bei NEUSTART

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