Hass im Netz ist eine der Herausforderungen unserer Gesellschaft, verstärkt durch die erhöhte Inanspruchnahme von sozialen Medien.
Respektvoll und wertschätzend
„Wenn mich die Leute heruntermachen, wird sicher was dran sein, sonst hätten sie es ja nicht nötig.“ Eine leider menschliche Reaktion ist die Abwertung eines Gegenübers, wenn dieses eine andere Meinung vertritt. Man bestärkt sich selbst in seiner Haltung und muss sich nicht mit den Gedanken und Ideen anderer auseinandersetzen. Prinzipiell ist das einfach und effektiv – aber keine gesellschaftliche Lösung, wenn wir nicht in einer zunehmend polarisierenden Welt miteinander leben wollen, wo auf inhaltliche Herausforderungen mit Wut, Aggression, Hass und Unverständnis reagiert wird. Sein Bewährungshelfer hat Herrn M. zugehört und nachgefragt, wie und warum er zu seinen Meinungen kommt – und er hat im Gegenzug auch gesagt, was er dazu denkt und wie er zu seiner Meinung kommt – auch unterstützt durch Fakten. Er hat auf Widersprüche hingewiesen und Herrn M. dazu eingeladen, diese mit ihm zu diskutieren. Herr M. hat sich darauf eingelassen, vor allem weil sein Bewährungshelfer ihm respektvoll und wertschätzend entgegengekommen ist.
In Folge konnte der Bereich der Opferempathie sehr gut bearbeitet werden, zusätzlich zur Medienkompetenz. Herr M. sah ein, was er an Leid und Angst bei seinem Opfer bewirkt hatte. Das Opfer von Herrn M. hatte im Grunde nichts anderes gemacht, als seine Meinung zu artikulieren und auf einen Widerspruch hinzuweisen. Herr M. konnte hier sein Blickfeld erweitern und sein Fehlverhalten reflektieren. Er meinte, er würde jetzt sicher nicht mehr so handeln, denn er wolle niemand anderen verletzten. Bevor er jetzt etwas poste, vor allem wenn ihn etwas aufrege, überlege er sich, wie selbst behandelt werden wolle.
Programm Dialog statt Hass hilft
Hass im Netz ist eine der Herausforderungen unserer Gesellschaft, verstärkt durch die erhöhte Inanspruchnahme von sozialen Medien und teils vorhandene persönliche Isolierung im letzten Jahr aufgrund der Covid-Situation. Man darf nicht wegsehen und man darf Hass nicht entschuldigen oder verharmlosen. Man muss Opfer unterstützen, schützen und ihnen zu ihren Rechten verhelfen. Und man muss sich mit jenen auseinandersetzen, die Hass im Netz verbreiten. Jedes diesbezügliche Posting weniger ist ein Erfolg. Deshalb ist es so wichtig, sozial konstruktive Maßnahmen wie das Programm Dialog statt Hass einzusetzen, um Hass entgegenzuwirken.
Alexander Grohs, Leiter von NEUSTART Niederösterreich und Burgenland