Bei NEUSTART wurden im Jahr 2023 ca. 260 Personen im freiwilligen Rahmen der Haftentlassenenhilfe begleitet. Bereits ein halbes Jahr vor einer möglichen Haftentlassung kann die inhaftierte Person proaktiv um Betreuung beim Verein Neustart ansuchen. Kurz darauf findet der erste persönliche Kontakt in Haft mit der:dem zuständigen Sozialarbeiter:in von NEUSTART statt.
Mit einem Fokus auf die Lebenswelten Betroffener
In der Regel werden im Rahmen der Haftentlassenenhilfe Personen betreut die aus Gründen ihrer Kriminalitätsentwicklung keine Möglichkeit auf eine bedingte Entlassung und somit auf eine Betreuung im Rahmen der Bewährungshilfe haben. Dementsprechend prekär sind häufig ihr oft spärliches soziales Netz, die Beschäftigungsaussichten am freien Arbeitsmarkt oder die künftige Wohnversorgung nach Entlassung aus der Justizanstalt.
Aufgrund dieser Erfahrungswerte wurde das Hauptaugenmerk in der Thematik des Fachtages auf die Wohnversorgung bzw. das fremdenrechtliche Bleiberecht, die Existenzsicherung, Gesundheit/Abhängigkeit und die Lebenswelt bzw. psychosozialer Zustand der betreffenden Personen gelegt.
Die zahlreichen Institutionen konnten sich in den entsprechenden Bereichen einen guten Überblick über die derzeitigen Angebote der Tiroler Soziallandschaft machen und blinde Flecken in der Versorgung benennen bzw. verschriftlichen.
Als eine der größten Herausforderungen dabei wurde die zur Verfügungstellung von leistbarem Wohnraum im urbanen Bereich angesehen. Viele der betreffenden Personen sind nach einer Haftentlassung mit dem Verlust des Wohnraumes konfrontiert.
Grundstein für Kooperationen
Durch den Haftantritt sind die betreffenden Personen mit dem Verlust des Arbeitsplatzes und somit meist mit dem Verlust der finanziellen Existenzgrundlage konfrontiert. In Folge dessen können Mieten nicht mehr beglichen werden und der Delogierungsprozess wird eingeleitet.
Die vergleichsweisen äußerst hohen Mietpreise der Stadt Innsbruck in Verbindung mit einem knappen Wohnraum stellt Haftentlassene vor oft unlösbare Aufgaben. Um dem entgegen zu wirken haben sich die in dem Bereich tätigen sozialen Organisationen auf eine künftige Kooperation bzw. Informationsaustausch verständigt.
Somit wurde auch in Kombination mit der Sozialkoordinatorin der Stadt Innsbruck, Frau Anna-Sophia Bahl, der Grundstein für mögliche künftige innovative Projekte im Sozialbereich gelegt.