Bitte stell dich kurz vor. In welcher Region und seit wann engagierst du dich als ehrenamtlicher Bewährungshelfer?
Mein Name ist Rudolf Perhab. Ich bin 67 Jahre alt und seit 2007 ehrenamtlich bei NEUSTART Oberösterreich in Braunau. Ich betreue vorwiegend Klient:innen im Raum Mattighofen.
Warum hast du dich für dieses Ehrenamt entschieden? Was gefällt dir daran am besten?
Nach der Matura habe ich Soziologie studiert, weil mich die Vielfalt menschlicher Lebensformen quer durch die gesamte Gesellschaft fasziniert hat. Das war dann doch ziemlich theoretisch und ich war kurz davor, auf die Sozialakademie zu wechseln, habe mich dann aber doch für die Pädagogische Akademie entschieden und bin Lehrer geworden.
Und was machst du hauptberuflich?
Ich bin seit 2022 im Ruhestand und war davor Leiter eines sonderpädagogischen Zentrums.
Wie ergänzen sich dein Ehrenamt und früherer Hauptberuf gegenseitig? Profitiert das eine vielleicht sogar vom anderen?
Ich hatte mit Kindern und Jugendlichen zu tun, die es in der Schule sehr schwer hatten. Besonders interessiert haben mich Jugendliche mit schwierigem Verhalten und deren Familien. Da war ich immer schon in einem Naheverhältnis zur Sozialarbeit. Meine zahlreichen Fortbildungen zum Thema professionelle Beratung haben mir auch für die Arbeit bei NEUSTART sehr geholfen.
Was sagt dein Umfeld dazu, dass du ehrenamtlicher Bewährungshelfer bist? Welche Rückmeldungen bekommst du, wenn du davon erzählst?
Privat rede ich nicht viel über meine Arbeit als Bewährungshelfer, da mir die Verschwiegenheit sehr wichtig ist. Wenn jemand mitbekommt, dass ich bei NEUSTART bin, löst das meistens eine gewisse Neugierde, aber auch Bewunderung aus.
Wie viele Klient:innen begleitest du derzeit?
Derzeit betreue ich drei Klient:innen.
Gibt es Klient:innen-Typen mit denen du besonders gerne und konstruktiv arbeitest? Also liegen dir bestimmte demografische Gruppen oder Delikt-Arten mehr als andere?
Am liebsten arbeite ich mit Jugendlichen, die von der Staatsanwaltschaft eine Diversion ermöglicht bekommen, zum Beispiel wegen Wiederbetätigung. Diese Betreuung ist intensiv und kurzweilig und war bisher immer erfolgreich, soweit ich das beurteilen kann.
Gibt es so etwas wie eine typische Betreuungssituation? Wie laufen die Termine mit deinen Klient:innen ab?
Ich habe den Vorteil, dass ich einen Raum der Stadtgemeinde, in der ich lebe, nutzen kann. Dort bestelle ich Klient:innen hin und bin glücklich, wenn die Termine eingehalten werden, was natürlich nicht immer der Fall ist. In Ausnahmefällen mache ich auch Hausbesuche. In Lokalen mag ich mich nicht treffen, da mir dort die Atmosphäre zu öffentlich ist.
Was sind die größten Herausforderungen in der Arbeit mit Straffälligen?
Wenn es zu erneuten Anzeigen kommt, die Begleitung zu polizeilichen Vernehmungen und die dann folgenden Gerichtsverhandlungen.
Woran merkst du ganz konkret, dass deine ehrenamtliche Arbeit etwas bewirkt?
Am Anfang, nach der Zuteilung eines:r neuen Klient:in, ist oft eine große Unsicherheit da. Wenn nach ein paar Treffen ein Vertrauensverhältnis entstanden ist, empfinde ich das als Erfolgserlebnis. Außerdem bekomme ich große Wertschätzung von meiner Teamleitung und von Richter:innen.
Wie findest du persönlich Ausgleich zu deinem Job und Ehrenamt? Was machst du in deiner Freizeit?
Ich betreibe Sport, gehe fischen oder mache Radtouren mit meiner Frau. Auch mit meinen Enkelkindern verbringe ich viel Zeit. Im Winter mache ich Schitouren und freue mich über ganz viel Schnee.