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Der richtige Umgang mit Trollen

Was ist eigentlich ein Troll? Wo begegnet man Trollen (Spoiler: nicht im Märchenwald) und was sind ihre Beweggründe? Und am wichtigsten: wie geht man mit Internet-Trollen um und schützt sich vor ihnen?

Ein Troll stellt in diesem Kontext leider kein Fabelwesen dar, sondern ist in den Weiten des digitalen Netzes, vor allem auf Social Media, eine traurige Realität. Woran erkennt man nun einen Troll? Nachfolgend eine Beschreibung.

Merkmale von Trollen:

  • Provokation und Beleidigung: Eigentlich erwartet man sich auf eigene Beiträge eine Diskussion oder Austausch. Nicht mit ihnen! Trolle posten darauf absichtlich provokante und/oder beleidigende Kommentare, um zu verärgern und negative Reaktionen hervorzurufen.
  • Anonym unterwegs: Trolle sind eher lichtscheu! Oftmals (aber nicht immer – es gibt Subspezien) agieren sie anonym oder unter Pseudonymen.
  • What Aboutism: Sie haben Konzentrationsstörungen und schreiben in vielen Fällen #OffTopic. Damit lenken sie vom eigentlichen Thema ab, indem sie irrelevante oder ablenkende Kommentare posten.
  • Fake News: Sie nehmen es mit der Wahrheit nicht so genau. Trolle verbreiten ohne Probleme absichtlich falsche Informationen oder haltlose Gerüchte.
  • Rage against the Community: Sie sind keine Gemeinschaftstiere. Ziel von ihren Beiträgen ist es, die Kommunikation und Atmosphäre in Online-Communities zu stören. Sie haben außerdem ein Aggressionsproblem. Trolle benutzen beleidigende und hasserfüllte Sprache, um andere User anzugreifen, zu provozieren und herabzuwürdigen. 

Wie und warum verhalten sich Trolle so?

Wenn es zu Trolling kommt, geht es zumeist entweder um die persönliche Lust der Ausübenden am Provozieren und Ärgern oder aber um die Suche nach Aufmerksamkeit.

Was man aber auch nicht unbedacht lassen darf: Es gibt die Spezien der Trolle die dies aus persönlichen Motiven macht und jene, die dies organisiert und in Richtung Meinungsbeeinflussung betreiben. Welches Verhalten zeigen nun diese Arten?

  • Flame Wars: Darunter wird verstanden, dass Trolle durch provokante und beleidigende Kommentare Online-Diskussionen anstacheln. Dadurch kommt es zu einer steigenden emotionalisierten Diskussion, in der Sachlichkeit kaum bis gar nicht mehr möglich ist. Damit geht das eigentliche (für den Troll störende) Thema verloren und wird durch Streit und Beleidigungen ersetzt. Kann leicht einen Shitstorm auslösen.
  • Spam: Hier werden wiederholt störende und sachlich nutzlose Inhalte gepostet, um eine Diskussion oder konstruktive Kommunikation zu behindern. Im Gegensatz zu Flame Wars allerdings nicht unbedingt mit gezielten Beleidigungen und Übergriffen.
  • Desinformation: Nomen est omen – hier werden gezielt und bewusst falsche Informationen verbreitet, um Verwirrung und/oder Angst zu schüren oder eigene Agenden voran zu treiben.
  • Persönliche Angriffe: Hier wird vor allem die Lust am Ärgern ausgelebt, und die betreffende Person und/oder deren Meinung angegriffen, um emotionale Reaktionen zu erzwingen.

Artgerechter Umgang mit Trollen

Als verantwortungsbewussten Mitmenschen liegt uns allen doch sicherlich eine adäquater Umgangen mit Trollen am Herzen. Daher hier einige Empfehlungen:

  • Sicherstellen, dass es ein Troll ist: Nicht jeder Kommentar, der kritisch ist oder rauer im Umgangston ist, deutet automatisch auf Trolling hin. Es wäre doch schade, wenn man andere durch eine Fehlinterpretation verschreckt 😉
  • Bitte nicht füttern: Die wichtigste Nahrung eines Trolls ist die Aufmerksamkeit und Empörung. Sie wollen nicht sachlich diskutieren, sondern ihre destruktiven Ziele erreichen. Wenn man sie füttert, wachsen sie und werden wahrscheinlich übermächtig.
  • Fakten statt Faxen: Sachliche und nicht emotionale Antworten vertragen sie schlecht. Wichtig ist hier, sich nicht (wieder) auf eine langatmige Diskussion einzulassen. Außerdem ist es ein gutes Signal an andere Mitleser:innen.
  • Mit Humor nehmen: Eine humorvolle Antwort (auch wenn sie vielleicht aufs erste nicht leicht fällt) sorgt zumeist für nachhaltige Irritation. Beziehungsweise hat man den Lacher der Community sicher auf seiner Seite.
  • Gesetze gelten auch für Trolle: Auch wenn Trolle eine eigene Art im Internet darstellen, gelten die Gesetze bzw. Verhaltensregel auf Plattformen und in Foren auch für sie. Hasspostings, Verbreitung pornographischer Inhalte, Verstöße gegen das Verbotsgesetz (Österreich), Sexismus und Rassismus können und sollten den Betreiber:innen gemeldet, bzw. bei strafrechtlicher Relevanz bei der Polizei angezeigt werden.
  • Transparenz, Dokumentation und/oder Löschen: Auch wenn es schwer fällt, das Löschen der Beiträge von Trollen sollte gut überdacht werden. Warum? Einerseits gibt der Verlauf den Mitleser:innen einen nachvollziehbaren Eindruck der Kommunikation und kann die eigene Positionierung stärken. Andererseits sollen Trolle nicht gefüttert werden. Löschen gibt den Trollen zusätzliche Argumente wie Zensur in die Hand. Sollte das geschriebene jedoch absolut nicht vertretbar sein oder klare strafrechtliche Relevanz vorliegen: vor dem Löschen unbedingt den Verlauf/Kommentar per Screenshots für eine Meldung bzw. Anzeige sichern.

Generell gilt: Vor der Begegnung mit Trollen braucht man keine Angst oder Sorge haben, denn auch wenn sie einem mächtig und unüberwindbar vorkommen, so sind sie mit etwas Wissen doch gut zu handhaben 😉

Über die/den Autor:in

Leiter von NEUSTART Niederösterreich und Burgenland seit 2017. Zuvor Abteilungsleiter und Sozialarbeiter, im Schwerpunkt tätig in der Bewährungshilfe, Haftentlassenenhilfe und Anti-Gewalt-Training.
Nebenberuflicher Lektor an der der FH St. Pölten für „Devianz und Strafrecht“. Referent für Gewaltarbeit und (De-)Radikalisierung.
Vor NEUSTART als Flüchtlingsberater, Outplacer und Schulsozialarbeiter beschäftigt.

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