An der Entwicklung des heutigen Tatausgleichs, beginnend mit dem Modellversuch ATA bei Jugendlichen im Jahr 1985, war er von Beginn an maßgeblich beteiligt. Sehr bald wurde er in Salzburg Leiter des Tatausgleichs und wirkte in der Folge maßgeblich als Leiter des Projektstandortes Salzburg beim zweiten Modellversuch für Erwachsene mit. Der Tatausgleich wurde zur „Erfolgsstory“. Damit hatte NEUSTART bereits damals die Chance, im Rahmen von Restorative Justice auch mit Opfern zu arbeiten. Die Berücksichtigung der Bedürfnisse und Perspektiven veränderte die Sozialarbeit im Bereich des Strafrechtes und führte zu einem Innovationsschub bei NEUSTART.
Auch für die Vorbereitung der Organisationsreform Anfang der 2000er Jahre war er einer der Wegbereiter: Er wurde bereits 1996 als „Leiter der Regionalen Koordination Salzburg“ ernannt. Salzburg war überhaupt das erste Bundesland, in dem die Koordination sämtlicher Einrichtungen erprobt wurde.
In dieser Zeit verwirklichte er in Salzburg ein erstes Projekt zur Schulsozialarbeit – face2face.
Auf Basis der Erfahrungen der regionalen Koordination erfolgte dann die große Organisationsreform 2001 mit Schaffung der Einrichtungsleitungen und Abschaffung der Fachbereiche. Georg Zwinger war der erste Einrichtungsleiter für Salzburg.
2005 übernahm Georg Zwinger die Leitung des Pilotprojekts „Durchführung der Bewährungshilfe und Gerichtshilfe in Stuttgart und Tübingen“, durchgeführt durch die NEUSTART gemeinnützige gGmbH Baden-Württemberg. 2007 erfolgte dann die Ausweitung auf ganz Baden-Württemberg NEUSTART übernahm damit die die Aufgaben Bewährungshilfe, Gerichtshilfe und den Täter-Opfer-Ausgleich in Baden-Württemberg. Geschäftsführer waren Georg Zwinger für die Sozialarbeit und die Organisation der Einrichtungen und Wolfgang Hermann insbesondere für die wirtschaftlichen Belange. Georg Zwinger hat in seiner Zeit als Geschäftsführer herausragende Pionierarbeit für die Schaffung einer professionellen und gut funktionierenden Landesorganisation geleistet. Die Arbeit in Baden- Württemberg ist bis heute in Europa einzigartig und ohne Vergleich.
Mit 31.12.2011 ging Georg Zwinger in Pension. Seine Verdienste um sowohl für die Organisation der Bewährungshilfe, Gerichtshilfe und den Täter-Opfer-Ausgleich als auch die Weiterentwicklung der Standards in der ambulanten Arbeit mit Straffälligen sowie Opfern wurden bei der Abschiedsveranstaltung in Stuttgart ausführlich und von zahlreichen Vertreter:innen des Landes gewürdigt.
Wie diese Beispiele zeigen, wird der Name Georg Zwinger mit wichtigen Meilensteinen und Weiterentwicklungen in der Organisationsgeschichte von NEUSTART eng verbunden bleiben. Er war ein Pionier, der mit seiner Intelligenz, Innovationslust, Fachexpertise gepaart mit Kommunikationsfreude und Begeisterungsfähigkeit sehr schwierig umzusetzende Ideen verwirklichen konnte. Als umtriebiger Netzwerker konnte er mit seiner kompetenten, verbindlichen Art viele ursprüngliche Skeptiker von neuen Ideen überzeugen und wurde in der Fachöffentlichkeit sehr geschätzt.
Darüber hinaus werden ihn viele als geselligen, musik- und naturliebenden Kollegen und Freund in Erinnerung behalten, mit dem man sehr unterhaltsame Abende verbringen konnte. So wird einigen unvergesslich bleiben, als er eine länderübergreifende Fachtagung zum Tatausgleich in der Tschechischen Republik mit initiierte. Diese Tagung war nicht nur fachlich, sondern auch vom grenzüberschreitenden persönlichen Austausch her ein Erlebnis. Am Abschlusstag trug Georg sogar eine Arie aus der Oper Don Giovanni vor, auf der Hammondorgel begleitet von einem deutschen Staatsanwalt.
NEUSTART wird Georg Zwinger als herausragende Persönlichkeit in unserer Vereinsgeschichte in Erinnerung behalten. All jene die mit ihm auch nach seiner Pensionierung befreundet waren, werden ihn vermissen.
Unsere Gedanken sind besonders bei Georgs Frau und seiner Familie. Wir wünschen ihnen nach ihrem Verlust viel Kraft und Vertrauen für die kommende Zeit.