…Petra Birchbauer
Wie wirkt sich Gewalt zwischen Bezugspersonen auf Kinder aus?
Kinder und Jugendliche beschreiben Gewalt zwischen Bezugspersonen als komplexe, isolierende und weit über einzelne Vorfälle hinausgehende Belastung. Oftmals bedeutet es für sie, mit allgegenwärtiger Angst um die Sicherheit von geliebten Personen zu leben und auch in vermeintlich sicherer Umgebung – z. B. in der Schule – Sorge zu haben, dass es zuhause zur Eskalation kommt. Dabei übernehmen Kinder häufig viel Verantwortung r den gewaltbetroffenen Elternteil oder jüngere Geschwister, was überfordernd und langfristig sehr erschöpfend sein kann.
Was wünschen sich Kinder von Helfer:innen?
Kinder und Jugendliche beschreiben zwei Bausteine, die sie als unmittelbar zusammengehörig erleben: Schutz/Sicherheit für sich, den gewaltbetroffenen Elternteil und ihre Geschwister sowie ein längerfristiges (Beratungs-) Angebot, wo sie und ihre Sichtweisen im Mittelpunkt stehen, wo sie Gelegenheit haben, ihre Beziehungen zu beiden Elternteilen zu reflektieren und zu ordnen und das sie im Aufbau positiver Beziehungen zu Familie und Freund:innen unterstützt.
Gibt es aus Ihrer Sicht in Österreich ausreichend auf Gewaltdynamiken spezialisierte Angebote?
Kinderschutz ist in Österreich Sache der Bundesländer, das bedeutet auch, dass die Angebotslandschaft für von Gewalt betroffene Kinder sehr unterschiedlich ausgebaut ist. Österreich hat eine gute gesetzliche Grundlage, aber im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wenig in Richtung Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung unternommen.
Trotz 34 Jahre Gewaltverbot kann sich noch immer ein Fünftel der Österreicher:innen Erziehung von Kindern ohne leichte körperliche Bestrafungen wie Ohrfeigen und Klapse nicht vorstellen und hält auch drastischere Mittel manchmal für angebracht. Wenn wir also Gewalt an Kindern reduzieren und damit auch die Weitergabe von Gewalt an nachfolgende Generationen durchbrechen wollen, braucht es jedenfalls den Ausbau von spezifischen Präventions- und Beratungsangeboten für Kinder bzw. Jugendliche und Elternteile, wie sie z.B. Kinderschutzzentren anbieten.