Bitte stell dich kurz vor
Hallo, mein Name ist Alexander Wachter. Ich bin 42 Jahre alt und wohne in Altach. Ich habe drei Töchter (9, 16 und 19 Jahre) und bin seit zwei Jahren bei NEUSTART. Davor war ich 20 Jahre bei der Polizei. Erst im uniformierten Außendienst, dann im Landeskriminalamt in den Bereichen IT- und Sexualdelikte. Zuletzt habe ich drei Jahre lang Kriminalistik an der Sicherheitsakademie in Feldkirch unterrichtet. Nach meinem berufsbegleitenden Studium an der FH Vorarlberg habe ich mich entschieden, in die Straffälligenhilfe zu wechseln. Nebenbei bin ich selbstständiger Medienpädagoge im Bereich digitale Medien, im Kontext mit Jugendlichen und Kindern.
In welcher NEUSTART Einrichtung und welchem Bereich arbeitest Du?
Bei NEUSTART Vorarlberg in der Außenstelle Feldkirch. Ich mache Bewährungshilfe, Jugendbegleitung im Strafverfahren und betreue Menschen im elektronisch überwachten Hausarrest und Verurteilte nach § 278b StGB (Anm.: terroristische Vereinigung).
Seit wann bist du bei NEUSTART?
Seit April 2020.
Gibt es so etwas wie einen typischen Arbeitstag für dich? Falls ja, wie sieht dieser aus?
Mein Tag beginnt zwischen 8 und 9 Uhr. Zuerst checke ich die DOKU (Dokumentationssystem von NEUSTART), meine E-Mails und Nachrichten am Diensthandy, danach nehme ich Termine mit meinen Klient:innen wahr, gehe zu Verhandlungen oder in die Justizanstalt.
Warum hast du dich für NEUSTART als Arbeitgeber entschieden?
Mein Interesse an der Straffälligenhilfe hat biografische Gründe. Während meiner Zeit bei der Polizei habe ich gesehen, dass Menschen aus den verschiedensten Gründen delinquent werden. Das repressive System des Staats ist, meiner Meinung nach, nicht die Lösung dafür und präventive Maßnahmen sind sehr wichtig. Außerdem wollte ich mein frisch erworbenes Wissen aus dem Studium anwenden. Die logische Konsequenz war für mich, meine Lebens- und Berufserfahrung zu bündeln und mein Glück in der Sozialen Arbeit zu versuchen. Von NEUSTART habe ich während des Studiums erfahren.
Was gefällt dir an deiner Arbeit am besten?
Die Arbeit mit Menschen, die ansonsten keine oder nur wenig Unterstützung von der Gesellschaft erhalten. Außerdem schätze ich die flexiblen Arbeitszeiten, die faire Entlohnung und das super Team in Feldkirch.
Was sind die größten Herausforderungen in deinem Job?
Damit umgehen zu können, wenn sich die Dinge nicht verändern – den Klient:innen quasi dabei zuschauen zu müssen, wie ihr Leben den Bach hinunter geht.
Wo hast du gesehen, dass deine Arbeit etwas bewirkt?
Wenn Klient:innen in ihrer Motivation bestärkt werden, eine positive Veränderung im Leben zu bewirken. Wenn ich erreiche, dass sie ihren Kopf aus dem Sand ziehen und ihr Leben in die Hand nehmen und sie, trotz schwieriger Biografie, ein für sich gutes und gelingendes Leben erreichen. Dazu fallen mir spontan zwei Beispiele ein: Erstens eine Jugendliche, die wegen gewerbsmäßigen Betrugs verurteilt wurde und nun doch den Entschluss gefasst hat, eine ordentliche Ausbildung in einer Lehrstätte zu beginnen, um das Geld, das sie zum Leben braucht, auf legalem Weg zu verdienen. Zweitens ein Mann mittleren Alters, der langsam aber doch verstanden hat, dass Schreien und Drohungen der falsche Weg sind und er sich der rechtlichen Möglichkeiten im Obsorgeverfahren bedienen sollte.
Wie findest du persönlich Ausgleich zu deinem Job?
Jeden Montag beim Yoga und immer, wenn ich Zeit mit meiner Familie verbringe. Außerdem mache ich gerade berufsbegleitend meinen Master im Bereich Sozialraumarbeit.
Gibt es sonst noch etwas, das du mit deinen Kolleg:innen teilen möchtest?
Handy aus nach Dienstschluss (lacht)! Außerdem ist es wichtig, Prioritäten zu setzen: Zuerst kommt die Familie, dann ich selbst, dann die Klient:innen und zuletzt der Arbeitgeber.