Bitte stell dich kurz vor. In welcher Region und seit wann engagierst du dich als ehrenamtlicher Bewährungshelfer?
Mein Name ist Franz Perndl. Ich bin 57 Jahre alt und seit 2019 ehrenamtlicher Mitarbeiter bei NEUSTART Amstetten.
Warum hast du dich für dieses Ehrenamt entschieden? Was gefällt dir daran am besten?
Es macht mir Spaß, Veränderungsprozesse bei Klient:innen mitgestalten zu dürfen und zu sehen wie sich Dinge ins Positive verändern. Wir alle sollten unsere soziale Verantwortung wahrnehmen.
Und was machst du hauptberuflich?
Ich bin Angestellter in der Personalentwicklung und zuständig für die Integration von Langzeitarbeitslosen und Menschen mit Beeinträchtigung. Außerdem bin ich Geschäftsführer einer Zeitarbeitsfirma, die sich speziell mit dieser Personengruppe beschäftigt.
Wie ergänzen sich dein Ehrenamt und Hauptberuf gegenseitig? Profitiert das eine vielleicht sogar vom anderen?
Durch meine langjährigen Kontakte und mein Netzwerk in der Region kenne ich den aktuellen Arbeitsmarkt sehr genau und kann Menschen zielgerichtet unterstützen. Das kommt natürlich auch Klient:innen zugute, die sich gerade auf Jobsuche befinden. Ich bin auch mit vielen sozialen Einrichtungen vernetzt, was ein zusätzlicher Vorteil ist, wenn es konkreten Unterstützungsbedarf gibt.
Was sagt dein Umfeld dazu, dass du ehrenamtlicher Bewährungshelfer bist? Welche Rückmeldungen bekommst du, wenn du davon erzählst?
Da gibt es unterschiedliche Reaktionen. Meine Familie findet es toll, dass ich Menschen, die sich in schwierigen Lebenssituationen befinden, begleite und unterstütze. Ein Teil meines Freundeskreises ist da eher skeptisch und beurteilt diese Tätigkeit als sehr herausfordernd und stressig.
Wie viele Klient:innen begleitest du derzeit?
Aktuell sind es fünf Klient:innen.
Gibt es Klient:innen-Typen mit denen du besonders gerne und konstruktiv arbeitest? Also liegen dir bestimmte demografische Gruppen oder Delikt-Arten mehr als andere?
Demografisch und von den Delikten her macht es bei mir keinen Unterschied: Ich arbeite sowohl mit Jungen als auch mit Älteren sehr gerne. Wegen meiner beruflichen Tätigkeit ist es aber sicher ein Vorteil, wenn die oder der Klient:in sich beruflich verändern will oder – wie in vielen Fällen – auf Arbeitssuche ist.
Gibt es so etwas wie eine typische Betreuungssituation? Wie laufen die Termine mit deinen Klient:innen ab?
Mir ist wichtig, dass die oder der Klient:in von sich aus Geschehnisse erzählt und ich nicht durch Andere oder zeitverzögert wichtige Informationen erfahre, die für die Deliktverarbeitung relevant sind. Ich bevorzuge eine offene und ehrliche Umgangsart.
Was sind die größten Herausforderungen in der Arbeit mit Straffälligen?
Das Bilden einer Vertrauensbasis, um gut und erfolgreich arbeiten zu können und gemeinsame Vereinbarungen zu treffen, die sich auch in einem realistischen zeitlichen Rahmen umsetzen lassen. Zum Beispiel was die Jobsuche, Aus- und Weiterbildungen, Schuldenregulierung oder die Wohnungssuche betrifft.
Woran merkst du ganz konkret, dass deine ehrenamtliche Arbeit etwas bewirkt?
Wenn ich feststelle, dass sich eine Entwicklung der Persönlichkeit einstellt. Ein Indikator dafür ist, wenn Fähigkeiten und Talente erkannt und ausgelebt werden. Auch eine höhere soziale Kompetenz, Selbstreflexion und mehr Eigeninitiative sind Gradmesser für meine Tätigkeit als Bewährungshelfer.
Wie findest du persönlich Ausgleich zu deinem Job und Ehrenamt? Was machst du in deiner Freizeit?
Ich erledige gerne Handwerkstätigkeiten rund ums Haus. Dazu habe ich noch zwei Hunde (Labradors) und eine Katze. Und zur Freude meiner Frau planen wir öfters Kurzurlaube ein.
Gibt es sonst noch etwas, das du mit unseren Leser:innen teilen möchtest?
An der Tätigkeit beim Verein NEUSTART gefällt mir besonders die Arbeit mit den Klient:innen und die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Menschen. Wichtig sind mir auch die regelmäßigen Teambesprechungen mit meinen netten Kolleg:innen und den wirklich tollen Gruppenleiter:innen.