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#TeamNEUSTART: Manuela Schinagl

Manuela Schinagl hat während des Studiums beschlossen, dass sie später einmal mit Erwachsenen arbeiten möchte. Gekommen ist es anders: Inzwischen ist sie, unter anderem, Schulsozialarbeiterin und arbeitet ausgesprochen gerne mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen ….

Bitte stell dich kurz vor.
Mein Name ist Manuela Schinagl, ich bin 39 Jahre alt und lebe mit meinen beiden Söhnen in Straßwalchen.

In welcher NEUSTART Einrichtung und welchem Bereich arbeitest du?
Bei NEUSTART Salzburg in den Bereichen Bewährungshilfe, Haftentlassenenhilfe und Schulsozialarbeit. Außerdem betreue ich eine Startwohnung.

Seit wann bist du bei NEUSTART?
Seit Juli 2022.

Warum hast du dich für NEUSTART als Arbeitgeber entschieden?
Ich war schon während meines Studiums ehrenamtliche Bewährungshelferin und fand diese Tätigkeit sehr spannend. Meine eigene sozialarbeiterische Haltung deckt sich mit dem Leitbild von NEUSTART. Die Menschen, die bei uns zur Tür hereinkommen, werden respektvoll und auf Augenhöhe behandelt – nicht nur von einzelnen Kolleg:innen, sondern grundsätzlich. Das ist mir total wichtig. Ich habe während des Studiums den Entschluss gefasst, dass ich lieber mit Erwachsenen arbeiten möchte. Im Tun hat sich das inzwischen gewandelt, siehe Schulsozialarbeit (lacht). Aber auch in der Bewährungshilfe und Haftentlassenenhilfe arbeite ich gerne mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Es ist mir wirklich ein besonderes Anliegen, dass auch Jugendliche und junge Erwachsene ohne Bewährungshilfe-Anordnung Unterstützung durch die Haftentlassenenhilfe bekommen.

Gibt es so etwas wie einen typischen Arbeitstag für dich? Falls ja, wie sieht dieser aus?
Über diese Frage habe ich im Vorhinein lange nachgedacht und kann wirklich sagen: Nein. Nein, den gibt es nicht – das ist ein Grund, warum mir meine Arbeit so gefällt.

Was gefällt dir an deiner Arbeit am besten?
Genau diese Vielfalt. Unsere Arbeit ist so abwechslungsreich! Kein Tag ist wie der andere. Mir gefällt die Arbeit mit Menschen einfach grundsätzlich, da spielt so viel hinein … Das allerbeste für mich sind aber ganz klar die Kontakte und Termine mit meinen Klient:innen. Sei es in der Schule, in der Justizanstalt, in ihrer Lebenswelt …

Du machst Schulsozialarbeit – ein Angebot, das es seitens NEUSTART nur in Salzburg gibt. Was kann man sich darunter vorstellen? Was macht ein:e Schulsozialarbeiter:in?
Schulsozialarbeit gibt es in fast allen Polytechnischen Schulen im Bundesland Salzburg. NEUSTART Salzburg bietet sie dort als niederschwelliges Unterstützungsangebot an. Jugendliche werden von uns in ihren Entwicklungsprozessen und bei einer gelingenden Lebensführung professionell begleitet und unterstützt. Ich selbst mache in diesem Schuljahr zum ersten Mal Schulsozialarbeit, das war jetzt also mein zweites Semester zum Sammeln von Erfahrungen. Für mich bedeutet diese Arbeit, dass ich einen Ort schaffe, an dem sich die Jugendlichen sicher sein können, dass ihnen respektvoll, wertschätzend und auf Augenhöhe begegnet wird – in einem vertrauensvollen Setting. Schulsozialarbeit soll die Möglichkeit eröffnen, über das Schönste und das Schwerste zu reden. Ich möchte weg von der Definition, dass nur „Problemschüler:innen“ kommen, sondern für alle zu einem gemeinsamen, gelingenden Alltag beitragen.

Was sind dabei die größten Herausforderungen? Mit welchen Problemlagen sind die Schüler:innen von heute derzeit konfrontiert? Was beschäftigt sie, was beschäftigt ihre Eltern und Lehrer:innen?
Die Themen sind wirklich ganz unterschiedlich. Überrascht hat mich, dass die Schüler:innen so offen sind. Sie kommen von sich aus und wirklich gerne. Was in der Polytechnischen Schule natürlich öfter vorkommt, ist die Frage, wie es danach weitergeht. Dafür gibt es aber das Jugendcoaching, das ist ein eigenes Angebot. Immer wieder sind es natürlich auch die Themen Handy, Freund:innen, Konflikte mit anderen Schüler:innen oder Probleme mit Lehrer:innen… Ein Einbeziehen von Eltern oder Leher:innen kommt nur in Frage, wenn das für die Schüler:innen ok ist. Ich würde nie etwas über den Kopf meiner Schüler:innen hinweg besprechen, sondern sie – wenn ich es sinnvoll finde – zu einem gemeinsamen Gespräch motivieren. Was ich tatsächlich melden muss, ist, wenn eine Selbst- oder Fremdgefährdung im Raum steht.

Kommen die Schüler:innen von selbst auf euch zu oder sprecht ihr sie an, wenn ihr das Gefühl habt, sie haben Unterstützungsbedarf?
Ein erfahrener Kollege hat mir gleich am Anfang einen richtig guten Tipp gegeben: Einfach einmal ALLE kennenlernen und damit die erste Hemmschwelle abbauen. Ich bin zu Schulbeginn in die Klassen gegangen und habe mich vorgestellt, erzählt, was Schulsozialarbeit macht und sie eingeladen, alleine, zu zweit oder auch zu dritt zu mir zum Kennenlernen zu kommen. Außerdem war ich von Anfang an in den Pausen sehr präsent und habe einzelne Schüler:innen eingeladen, doch einmal vorbeizuschauen. Manchmal ist es schon so, dass jemand auf Empfehlung von der Direktion oder einer Lehrperson zu mir kommt. Mir ist aber wirklich wichtig, dass alle wissen, dass sie kommen können und das hat sich inzwischen gut eingespielt. Die Schüler:innen und ich haben eine gute Vertrauensbasis. Sie gehen total offen auf mich zu und mit dem Thema Schulsozialarbeit um. Es kommt auch vor, dass einzelne Schüler:innen oder Gruppen „zufällig“ immer während der Mathematikstunde Gesprächsbedarf haben. Da stimme ich mich dann mit den Leher:innen terminlich ab und erkläre den Schüler:innen, dass ich das nicht unterstütze – auch wenn ich es nachvollziehen kann (lacht).

Wie vertraulich sind eure Gespräche in der Schule? Seid ihr zur Verschwiegenheit – auch gegenüber Eltern und Lehrer:innen – verpflichtet?
Wie gesagt, Schulsozialarbeit basiert auf Vertrauen, wir sind zur Verschwiegenheit verpflichtet.

Arbeitest du auch mit Gruppen, ganzen Klassengemeinschaften oder nur im Einzelsetting mit den Schüler:innen?
Die Schüler:innen kommen alleine oder in kleinen Gruppen, es sind aber auch Workshops mit ganzen Klassen möglich. Das war zuletzt durchaus herausfordernd für mich: Ich habe meinen ersten Workshop gehalten und musste feststellen, dass die Schüler:innen auch mir gegenüber nicht immer nur wohlwollend sind (lacht) – das war eine wichtige Erfahrung für mich. Ich glaube seither, dass es sinnvoller ist, alleine mit einer Klasse zu arbeiten, als wenn eine Lehrkraft dabei ist. Das verschiebt die Dynamik einfach. Für mich war das nicht stimmig – wobei es für die Lehrkraft vielleicht sogar ganz schön war zu sehen, dass auch bei mir nicht alles reibungslos läuft (lacht).

Woran erkennst du, dass deine Arbeit in der Schule wirkt? Welchen Beitrag leistet Schulsozialarbeit für die Kriminalitätsprävention?
Am guten Schulklima. Daran, dass Schüler:innen von sich aus kommen und das Angebot annehmen. Im Bezug auf Prävention bekomme ich viele Themen unmittelbar mit, weil ich jede Woche da bin. Ich kann rechtzeitig entsprechende Gespräche anregen, in denen ich die Risiken der heutigen Zeit bewusst mache: Mobbing, Handynutzung, Konsum verschiedener Substanzen, … Ich nutze die Möglichkeit, gezielt Workshops anzuregen, wenn ich merke, ein Thema beschäftigt gleich mehrere Schüler:innen. Außerdem spiegle ich den Jugendlichen ihre problematischen Verhaltensweisen. Vielen ist gar nicht bewusst, wenn sie sich in rechtliche Graubereiche begeben und was überhaupt strafrechtlich relevant ist. Was diese Aufklärung über rechtliche Rahmenbedingungen betrifft, bringen sie mir großes Vertrauen entgegen, weil sie wissen, dass ich mich aus der Bewährungs- und Haftentlassenenhilfe damit auskenne.

Wie findest du persönlich Ausgleich zu deinem Job?
Ich verbringe viel Zeit mit meinen Söhnen, lese und laufe gerne – wobei mir zum Laufen momentan ein bisschen die Motivation fehlt (lacht).

Gibt es sonst noch etwas, das du mit deinen Kolleginnen und Kollegen teilen möchtest?
„Action indeed ist the sole medium of expression for ethics“ – Jane Addams.

Über die/den Autor:in

Laura Roth ist seit 2019 Teil des Kommunikations-Teams des Vereins NEUSTART. Ihre Schwerpunkte sind die interne Kommunikation und unsere Newsletter. In unserer Serie #TeamNEUSTART holt sie regelmäßig Kolleg:innen aus ganz Österreich vor den Vorhang

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